Gebäude der Warenhauskette Galeria Kaufhof am Marktplatz in Hanau

Nach der Schließung der Kaufhof-Filiale geht die Stadt Hanau in die Offensive. Oberbürgermeister Kaminsky schwebt in dem Gebäude eine spektakuläre Mischung aus Gastro, Kultur und Handel vor: Er glaubt: "Es wird nicht jedem gefallen."

Ende Januar schloss die Kaufhof-Filiale in der Hanauer Innenstadt ihre Pforten. Die Stadt hat angekündigt, das Gebäude in Eigenregie weiterzuführen. Und das nicht einfach so: Mit einem bunten Mix aus Läden, Freizeit- und Bildungseinrichtungen soll ein "Leuchtturm" der Innenstadtentwicklung entstehen.

"Wir lassen nicht zu, dass eine Brache entsteht, von der jeden Tag eine traurige Botschaft ausgeht", sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) am Freitag. "Wir befinden uns in einem Schicksalsjahrzehnt der Innenstädte - quer durch die Republik."

Pop-up-Läden und großflächiger Einzelhandel

Eigentlich wollte die Stadt die für 25 Millionen Euro gekaufte Immobilie wie im Vertrag vorgesehen zum 1. Februar "besenrein" übernehmen, doch die erneute Konzern-Insolvenz von Galeria-Karstadt-Kaufhof führte laut Kaminsky zu Verzögerungen. Jetzt wird der Beginn des Umbaus für Anfang März angepeilt. Hanau will mit einer "Inszenierung" der neuen Immobilie in die Offensive gehen, machte der OB deutlich: "Es wird nicht jedem gefallen, aber spektakulär."

Als Erstes geht es den Verantwortlichen darum, das Erdgeschoss in einer Zwischenlösung schnellstmöglich wieder für die Besucher der Innenstadt zu öffnen. Gedacht werde an eine Agora, also eine Marktplatzfläche mit Bühne, sowie an kleinere Pop-up-Läden und großflächigen Einzelhandel, berichtete Kaminsky. "Wir brauchen auch Nutzer, die Miete zahlen, weil sie dort gute Geschäfte machen."

In den übrigen Geschossen und auf der Dachterrasse soll es Platz für Bildungseinrichtungen, kleinere und größere Läden,  Gastronomie und Freizeit geben. Mehr als 250 Ideen sind zwischen bei der Stadt gemeldet worden. Wann daraus konkrete Erlebnismöglichkeiten entstehen, wie es sich die Stadt vorstellt, ist noch nicht klar. Kaminsky sagte: "Es bleibt dabei, dass wir das Haus schnellstmöglich beleben werden – und zwar noch in diesem Jahr."

Rund 65 Millionen Euro Kosten angepeilt

Über die längerfristige Nutzung will die Stadt in den kommenden Monaten entscheiden. Die Zwischennutzung bis zu dem für 2028 angepeilten Abschluss des Umbaus und die Teilsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes aus den 1950er-Jahren soll parallel geschehen. 

Neben der Kaufsumme von 25 Millionen wird der Umbau die Stadt nach derzeitiger Schätzung weitere 40 Millionen Euro kosten. Für das Vorhaben gibt es eine breite politische Zustimmung in Hessens kleinster Großstadt. Die Stadtverordnetenversammlung stellte sich einstimmig hinter das Projekt. Eine weitere Hürde wurde vor Kurzem aus dem Weg geräumt: Das Regierungspräsidium Darmstadt als Aufsichtsbehörde genehmigte laut Stadt den entsprechenden Hanauer Nachtragshaushalt. "Man traut der Stadt zu, dass wir das wuppen können", sagte der OB.

Land unterstützt betroffene Kommunen beim Wandel der Innenstädte

Nach einer erneuten Pleite wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 50 Filialen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen.  In Hessen wurden zuletzt Häuser in Offenbach, Frankfurt (Zeil), Wiesbaden (Kirchgasse), Darmstadt (Weißer Turm) und eben Hanau geschlossen. Das Land will betroffene Kommunen nach hr-Informationen mit insgesamt rund drei Millionen Euro unterstützen.

Der Zuschuss soll den Kommunen helfen, Umbauten zu finanzieren und alternative Konzepte zu entwickeln, wie eine befristete Übernahme der Ladenflächen durch Einzelhandel oder Gastronomie aussehen könnte.