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"Hot Chip Challenge" an Grundschule in Klein-Karben

Rote Tortilla-Chips vor hellgrauem Hintergrund.

Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck: Diese Symptome drohen bei der "Hot Chip Challenge" - einer Mutprobe, bei der Kinder und Jugendliche extrem scharf gewürzte Chips essen. An einer Grundschule in Karben kam es nun zu einem Vorfall.

Es ist eine Mutprobe, die gefährliche Folgen haben kann: Die sogenannte "Hot Chip Challenge" ist seit Wochen Thema in sozialen Netzwerken und damit auch auf hessischen Schulhöfen. Es geht dabei darum, einen mit extrem scharfen Chilischoten gewürzten Tortilla-Chip zu essen und sich dabei zu filmen.

Auch in Hessen gibt es Berichte über Vorfälle im Zusammenhang mit der "Hot Chip Challenge" - zuletzt an einer Grundschule in Karben (Wetterau).

Drittklässler mit tränenenden Augen

An der Selzerbachschule im Ortsteil Klein-Karben probierten am Donnerstag drei Drittklässler einen "Hot Chip", wie die Schulleitung dem hr am Freitag bestätigte. Der Chip sei "innerhalb der Schülerschaft" aufgetaucht. Die Kinder hätten entweder einen Krümel gegessen oder den Chip abgeleckt.

Da die drei Schüler brennende Schleimhäute und tränende Augen bekamen, gingen sie zur Schulleitung und wurden dort unter anderem mit Kühlpacks versorgt, um die Symptome zu lindern. Die Eltern wurden vorsichtshalber informiert und holten ihre Kinder aus der Schule ab. Ärztliche Behandlung war laut der Schulleitung nicht notwendig.

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Die Schulleitung hat nach eigenen Angaben das zuständige Schulamt über den Vorfall informiert. Zusätzlich habe man alle Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert, nicht bei solchen Mutproben mitzumachen.

Kioskbesitzer: "Die Leute sind verrückt danach"

Die speziellen "Hot Chips" gibt es online, aber auch an Kiosken zu kaufen. Der Hersteller wirbt damit, sie seien mit Carolina Reaper, der angeblich schärfsten Chilisorte der Welt gewürzt. In der Einzelverpackung ist ein einziger Chip enthalten, der rund zehn Euro kostet.

Der Frankfurter Kioskbesitzer Mohammed Salim berichtet dem hr, die "Hot Chips" seien sehr gefragt: "Die Leute sind verrückt danach: Die sehen das von weitem und stürmen rein, um es zu kriegen." Er selbst habe den Chip auch probiert, berichtet er. Mit normalen Chilischoten habe die Schärfe nichts mehr zu tun, so Salim. "Ich habe sogar kurz überlegt, einen Krankenwagen zu rufen, weil es nicht mehr aufgehört hat."

Besonders Kinder und Jugendliche gefährdet

Die Frankfurter Ärztin Julia Erath-Honold warnt im Zusammenhang mit der Challenge insbesondere vor Risiken für Kinder und Jugendliche. Wenn Kinder bestimmte Allergien hätten, könne das heftige Reaktionen auf die Chips auslösen: "Sie können zu schweren Nebenwirkungen bis hin zum Kreislaufstillstand führen."

Bei Heranwachsenden sei die plötzliche Weitung der Blutgefäße durch den Verzehr der scharfen Chips so ungewohnt, "dass die meistens kollabieren und gegebenenfalls das Herz sehr langsam wird", erklärt Erath-Honold weiter.

Verbraucherzentrale Hessen warnt vor Challenge

Die Verbraucherzentrale Hessen warnte auf hr-Anfrage vor der "Hot Chip Challenge". Die in den Chips enthaltene Substanz Capsaicin könne zu Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und akutem Bluthochdruck führen. "Die Teilnahme an solchen Wettbewerben sollten die Eltern zu verhindern versuchen", hieß es von der Verbraucherzentrale.

Außerdem fordern die Verbraucherschützer mehr behördliche Kontrolle: "Da es sich offensichtlich um nicht sichere Lebensmittel handelt, sollten die Überwachungsbehörden prüfen, in welchem Ausmaß eine Gefährdung vorliegt und die Produkte gegebenenfalls aus dem Verkehr ziehen." Warnhinweise reichen nach Ansicht der Verbraucherschützer nicht aus.

Kultusministerium: Bisher keine Vorfälle an Schulen

Hessens Kultusministerium äußerte sich auf hr-Anfrage zurückhaltend zur "Hot Chip Challenge": Zwar seien in den letzten Jahren immer wieder ähnliche Mutproben oder Wettbewerbe an den Schulen angekommen. Vorfälle im Zusammenhang mit der "Hot Chip Challenge" an Schulen seien aber bislang nicht bekannt, sagte ein Sprecher dem hr.

Notarzteinsatz in Nordrhein-Westfalen

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte bereits Anfang September vor der "Hot Chip Challenge" und damit verbundenen gesundheitlichen Schäden. "Der Verzehr führte vereinzelt bereits zu ärztlichen Noteinsätzen", hieß es vom BfR. Im August gab es in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) einen medizinischen Großeinsatz, weil mehrere Fünftklässler von den scharfen Chips gegessen hatten. Die Kinder mussten wegen Magenschmerzen sowie Haut- und Atemwegsreizungen versorgt werden.

Auch in Dortmund kam es Anfang September zu einem ähnlichen Vorfall. Zwei Teenager hätten die Chips an einem Kiosk gekauft und gesundheitliche Probleme bekommen, teilte die Polizei mit.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) appellierte daraufhin an Jugendliche, sich nicht an solchen Mutproben zu beteiligen. "Nicht jeder absurde Trend, der Klicks verspricht, muss nachgeahmt werden", sagte Reul der Rheinischen Post.

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