Im Bildfokus ein Wohnungsangebot auf einem gelben Zettel, der an der Wand einer Hochschule hängt. Ein Studierender sitzt vor einer Wand auf einer Bank.

Vor allem im Rhein-Main-Gebiet suchen Studierende zum Start des Wintersemesters noch nach einer Wohnung oder einem Zimmer. Marburg, Kassel und Gießen richten kurzfristige Übergangsquartiere und Notbetten ein.

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Wohnungsnot zum Semesterstart

hesssnschau vom 11.10.2022
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Das Wintersemester startet - und viele Studentinnen und Studenten in Hessen suchen noch nach einer Wohnung. Die Wartelisten für Wohnheimplätze der fünf Studierenden- und Studentenwerke in Darmstadt, Frankfurt, Gießen, Kassel und Marburg sind lang, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Angespannt ist die Lage demzufolge vor allem im Rhein-Main-Gebiet.

Beim Studierendenwerk Frankfurt seien in diesem Jahr mehr als 6.000 Bewerbungen um Wohnheimplätze eingegangen, sagte Sprecherin Sylvia Kobus. Derzeit stünden noch mehr als 3.000 Studierende auf der Warteliste. "Im gesamten Rhein-Main-Gebiet gibt es zu wenig günstigen Wohnraum."

Wartelisten werden jedes Jahr länger

Um diesen würden die Studierenden mit anderen Wohnungssuchenden mit geringerem Einkommen konkurrieren. Das Studierendenwerk biete rund 3.800 Zimmer in Frankfurt, Wiesbaden, Rüsselsheim und Geisenheim an. Mit den vorhandenen Zimmern kann das Studierendenwerk in der Mainmetropole nach eigenen Angaben lediglich rund fünf Prozent der über 75.000 Studierenden in ihrer Zuständigkeit versorgen.

Das Werk betreut neben der Goethe-Universität, der University of Applied Sciences sowie der Kunst- und Musikhochschule in Frankfurt auch die Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Rüsselsheim sowie die Hochschulen Offenbach und Geisenheim. Zu den eigenen Angeboten kommen noch Zimmer von Kirchen und gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften. Damit können laut Studierendenwerk insgesamt knapp neun Prozent der Studierenden versorgt werden.

"Die Wohnungssituation wird immer schlechter und die Wartelisten jedes Jahr länger", berichtete Tim Hoppe, Wohnraum-Referent beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) in Frankfurt. "Die Wut der Studierenden ist riesig." Für die als BAföG-Wohnpauschale veranschlagten 360 Euro auf dem privaten Wohnungsmarkt ein Zimmer zu finden, sei nahezu unmöglich. Auch deswegen gab es kürzlich im Frankfurter Studentenhaus einen Krisengipfel.

Rückkehr zur Präsenzlehre als ein Grund

Auch in Darmstadt ist die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum deshalb groß. Aktuell warten hier noch rund 2.500 Studierende der Technischen Universität sowie der Hochschule auf einen Wohnheimplatz. Damit sei die Warteliste die längste seit neun Jahren, erklärte ein Mitarbeiter des Studierendenwerks.

Vor der Pandemie im August 2018 hätten rund 1.600 Studierende auf der Liste gestanden, in den vergangenen Jahren seien es zwischen 1.200 und 1.400 gewesen. Von den rund 2.800 Bettenplätzen in acht Wohnheimen des Studierendenwerks konnten nach Angaben des Mitarbeiters vor diesem Semester über 600 vergeben werden.

Ein Grund für die hohe Nachfrage ist auch die Rückkehr zur Präsenzlehre im Wintersemester. Durch fast zwei Jahre digitale Online-Lehre wegen der Corona-Pandemie mussten viele Studierende nicht an ihren Studienort ziehen. "Die Lage ist angespannter als in den vergangenen zwei Jahren", sagte Matthias Nothnagel vom Studierendenwerk Kassel.

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So viele Studierende gibt es an hessischen Hochschulen

Rund 263.000 Studierende waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts zum vergangenen Wintersemester 2021/2022 an Hochschulen in Hessen eingeschrieben. Damit studierten etwa neun Prozent der bundesweit rund 2,9 Millionen Studierenden in Hessen. Studiengänge im Bereich Wirtschaftswissenschaften waren laut des Statistischen Landesamts in Hessen der am häufigsten belegte Studienbereich hessischer Hochschüler. Darauf folgten Informatik sowie der Bereich Sozialwesen. Hessenweit gebe es an insgesamt 44 Hochschulen rund 1.200 Studiengänge, teilte das Landesamt mit.

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Es kämen nicht nur neue Studierende, sondern auch Studierende an die Uni zurück, die zuvor nur online studiert haben. Aktuell gebe es noch 480 offene Bewerbungen um einen Wohnheimplatz. 310 der insgesamt rund 1.000 Wohnheimplätze konnte das Studierendenwerk nach eigenen Angaben zum Wintersemester neu vergeben.

Beim Studentenwerk Gießen ist die Lage ähnlich. "Die Nachfrage nach Wohnheimplätzen ist im Vergleich zu den vergangenen Pandemie-Semestern wieder angestiegen", sagte Ralph Vogtmann vom Studentenwerk Gießen.

Kurzfristige Übergangsquartiere und Notbetten

Insgesamt rund 3.400 Wohnheimplätze biete das Werk an der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg sowie der Hochschule Fulda. Die Bewerberliste umfasse derzeit insgesamt rund 1.700 Studierende. Allein 1.300 davon seien auf der Suche nach einem Zimmer in Gießen.

Ebenfalls noch 1.300 Studierende stehen beim Studentenwerk Marburg auf der Warteliste. "Die Lage ist wie immer zum Wintersemester angespannt", sagte Franziska Busch vom Studentenwerk. Im September und Oktober konnten nach ihren Angaben rund 600 Studierende in einem der 2.100 angebotenen Zimmer unterkommen.

Für Studierende, die zum Semesterbeginn noch kein Zimmer gefunden haben, habe das Studentenwerk 15 Plätze in einem Notquartier eingerichtet. Kurzfristige Übergangsquartiere und Notbetten wird es den Angaben zufolge auch in Kassel und Gießen geben.

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Viele Studierende noch auf Wohnungssuche

Im Bildfokus ein Wohnungsangebot auf einem gelben Zettel, der an der Wand einer Hochschule hängt. Ein Studierender sitzt vor einer Wand auf einer Bank.
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