Rhein und Al-Wazir trösten Faeser

Die Wahlgewinner feiern, die Verlierer lecken ihre Wunden. So reagieren Parteien und hessische Spitzenpolitiker auf das Ergebnis der Landtagswahl.

Während sich CDU und AfD als Gewinner der Landtagswahl feiern, herrscht bei SPD, Grünen und Linken Enttäuschung. Die FDP gibt sich optimistisch die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Die Reaktionen auf die bisherigen Zahlen:

CDU feiert, Absage an die AfD

Klar stärkste Partei, die Umfragen noch übertroffen: Die CDU ist der Wahlsieger der Landtagswahl 2023. "Es ist ein unfassbar großartiger Tag für die Hessen-Union", sagte der alte und wohl auch neue Ministerpräsident Boris Rhein auf der Wahlparty seiner Partei. Hessen habe seiner Partei einen "klaren Regierungsauftrag gegeben".

Den will Rhein annehmen und verspricht: "Wir werden eine Regierung aus der Mitte der Gesellschaft, aus der Mitte des Landes, eine Regierung der Mitte bilden." Einer möglichen Koalition mit er AfD erteilte der Ministerpräsident erneut eine Absage: "Das ist nicht nur eine Brandmauer, das ist ein tiefer Graben. Die Werte dieser Partei passen nicht zu christdemokratischen Werten." Rhein bot sowohl SPD als auch Grünen und FDP Gespräche über eine mögliche Regierungszusammenarbeit an: "Jetzt kommt es erst einmal darauf an, in Sondierungsgesprächen Schnittmengen zu finden."

Der ehemaliger Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat unterdessen seinem Nachfolger gratuliert. "Der Abend ist toll für uns als CDU, das ist ein Triumph für die hessische CDU, ein Triumph für Boris Rhein." Rhein habe ein großartiges Ergebnis erzielt. "Der Generationswechsel ist geglückt", sagte Bouffier.

Selbstkritische Faeser "sehr enttäuscht"

Ganz anders die Stimmungslage bei der SPD und ihrer Spitzenkandidatin Nancy Faeser. "Wir hatten viel Gegenwind, wir haben es in den Umfragen gesehen. Deswegen ist es auch nicht ganz so überraschend, aber trotzdem sehr enttäuschend", sagte Faeser am Wahlabend. Das Ziel, die Landesregierung anzuführen, sei klar verpasst worden. Faeser zeigte sich selbstkritisch: "Wir gewinnen Wahlen gemeinsam und verlieren sie gemeinsam. Aber ich habe als Spitzenkandidatin natürlich auch eine besondere Rolle und mit dieser konnte ich euch in den letzten Tagen nicht helfen."

Auf die Frage, ob sie hessische Vorsitzende bleibe, sagte Faeser dem hr: "Das werden wir in den nächsten Wochen sehen." Zudem zeigt sich Faeser zuversichtlich, ihr Amt als Bundesinnenministerin trotz des schlechten Abschneidens in Hessen fortführen zu können. "Ich habe sehr viel Solidarität heute aus Berlin erhalten", sagte sie in der ARD.

SPD-Landtagsfraktionschef Günter Rudolph hat ebenfalls mit Enttäuschung auf die ersten Prognosen zur Landtagswahl reagiert. "Ein trauriger, ein bitterer Abend für die hessische SPD. Da müssen wir nicht drum herum reden", sagte Rudolph in Wiesbaden. "Der Streit in der Ampel war schon in diesem Wahlkampf spürbar."

Grüne wollen weiter regieren

Gedämpfte Stimmung auch bei den Grünen. "Wir hätten uns natürlich ein besseres Ergebnis gewünscht" sagte Tarek Al-Wazir, der als Spitzenkandidat angetreten war, um Ministerpräsident zu werden. Andererseits habe seine Partei gerade das zweitbeste Ergebniss ihrer Geschichte in Hessen eingefahren, wie er in der hessenschau feststellte.

Dass er mit seiner Partei hinter den Erwartungen zurückblieb, lag seiner Meinung auch am schlechten Ruf der Ampel-Koalition in Berlin: "Alle Parteien, die an der Bundesregierung beteiligt sind, hatten keinen Rückenwind und mussten bergauf kämpfen."

Gleichzeitig gratulierte er Rhein und der CDU zum Wahlsieg und untermauerte seinen Anspruch, weiter Teil der Landesregierung zu sein: "Wir haben keine Wechselstimmung, sondern eher eine Zufriedenheit mit der schwarz-grünen Koalition." Mit Blick auf das Abschneiden der AfD appellierte Al-Wazir an die Politik, Vernunft statt Populismus walten zu lassen.

Wissenschafts- und Kulturministerin Angela Dorn sieht ebenfalls ein klares Votum für Schwarz-Grün: "Der Wählerwille zu dieser Koalition ist immer wieder ein sehr großer, insofern stehen wir bereit." Dass die AfD so stark geworden ist, "sollte uns alle als Demokratinnen und Demokraten zu denken geben".

AfD macht Koalitionsangebot

Neben der CDU feiert sich vor allem die AfD als Wahlgewinner. In den Hochrechnungen belegte die Partei Platz zwei hinter der CDU. "Das Ergebnis ist atemberaubend" sagte Spitzenkandidat Robert Lambrou im Interview mit dem hr. "Es ist das beste Wahlergebnis der AfD in Westdeutschland jemals."

Auf der Wahlparty der AfD machte er der CDU trotz der bereits erneuerten Absage von Rhein ein Koalitionsangebot. "Es gäbe eine satte Mehrheit für Schwarz-Blau. Wir haben klar gesagt in Richtung CDU, wir stünden bereit, wir würden uns in die Pflicht nehmen lassen."

Linke: "Das tut weh"

Einer der Wahlverlierer ist die Linke. Sie wird nicht mehr im Landtag vertreten sein. "Das ist für uns erst einmal eine bittere Prognose", sagte Spitzenkandidatin Elisabeth Kula bereits kurz nach 18 Uhr auf der Linken-Wahlparty. Auf X (vormals Twitter) kündigte sie "eine kurze Pause" an, ergänzte aber: "Dann geht's weiter".

Auch ihr Kollege Jan Schalauske war niedergeschlagen: "Das tut weh und ist auch wirklich bitter." "Wir haben uns in den letzten Wochen mit aller Kraft und großem Engagement gegen eine drohende Niederlage gestemmt", so Schalauske. Dennoch sieht er die Linke in Hessen "gut aufgestellt" und verwies unter anderem auf die Kreisverbände sowie Mandatsträger auf kommunaler oder Kreisebene. Jetzt gelte es, den "politischen Kampf außerparlamentarisch anzunehmen", die Linke werde zudem weiterhin "entschieden" gegen Rechts kämpfen.

FDP sieht Schuld bei der Ampel

Für die FDP wuchs sich der Wahlabend zur Zitterpartie aus. "Wir machen es wieder mal spannend", sagte Spitzenkandidat Stefan Naas zunächst dem hr, ehe er Richtung kurz nach 23 Uhr erleichtert den Wiedereinzug in den Landtag verkündete: "Wir haben die fünf Prozent und das ist euer Erfolg, liebe Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer."

Dass die FDP überhaupt bangen musste, führt Naas auf die Bundespolitik zurück: "Die Ampel hat uns nicht genutzt." Auch die hessische FDP-Vorsitzende Bettina Stark-Watzinger hat das Landtagswahlergebnis auf die Politik der Ampel-Koalition im Bund zurückgeführt. "Wir sehen natürlich, dass das Regierungshandeln aus Berlin auch auf die Landtagswahlen sich niederschlägt", sagte Stark-Watzinger, die auch Bundesbildungsministerin ist.

René Rock, Fraktionsvorsitzender im Landtag, merkte gegenüber dem hr an: "Wir hätten vielleicht etwas deutlicher machen können, warum man statt CDU auch Freie Demokraten hätte wählen können."

Freie Wähle wollen Ergebnis analysieren

Die Freien Wähler verpassen den Sprung in den Landtag sicher. "Das Ergebnis ist enttäuschend", sagte Spitzenkandidat Engin Eroglu im Interview mit dem hr. Er und seine Partei müssten nun analysieren, woran es gelegen habe. Ziel der Freien Wähler sei weiterhin, irgendwann in den Landtag einzuziehen, "um die Probleme der Menschen zu lösen".

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