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Hessens Heilbäder fordern Investitionen

Eine Frau liegt in einem Pool.

Die Kurorte in Hessen sind nach der Corona-Pandemie noch angeschlagen. Neben den Heilbädern sehen sich auch viele Reha-Kliniken in einer schwierigen Situation. Sie fordern vom Land mehr Unterstützung - arbeiten aber auch an neuen Kurkonzepten.

Corona-Pandemie, Fachkräftemangel und gestiegene Energiekosten: Die Kur-Infrastruktur in Hessen steckt weiter in der Krise. Bad Hersfeld und Nidda-Bad Salzhausen (Wetterau) mussten im vergangenen Jahr bereits ihre Thermen schließen. Beim hessischen Kurtag am Freitag in Willingen (Waldeck-Frankenberg) hat der Heilbäderverband erneut Alarm geschlagen und stellte Forderungen an das Land Hessen.

Für die 30 hessischen Kurorte sei eine Investition von 30 bis 50 Millionen Euro notwendig, sagte Michael Köhler, scheidender Vorsitzender des hessischen Heilbäderverbands. Andere Bundesländer würden sich schon lange auf diesem Level bewegen, klagte er.

Hessens Kurorte fordern mehr Geld

Zudem fordern die Heilbäder eine Erhöhung der sogenannte Bäderzuweisung von derzeit 13 Millionen Euro auf 18 Millionen Euro. Mit der Bäderzuweisung unterstützt das Land die Heilbäder.

"Die finanzielle Unterstützung ist keine Einbahnstraße, denn die Heilbäder und Kurorte in Hessen bieten alles, was die Menschen brauchen, um ein gesundes und selbstbestimmtes Leben zu führen", begründete die Geschäftsführerin des hessischen Heilbäderverbands, Almut Boller, die Forderung.

Bad Zwesten erhöhte Steuern "drastisch"

Als ein Beispiel für die prekäre Situation in der hessischen Kurlandschaft kann der Ort Bad Zwesten (Schwalm-Eder) gelten. Um die gestiegenen finanziellen Ansprüche abdecken zu können, musste der Ort seine Grundsteuer "drastisch" erhöhen, wie Köhler, der auch Bürgermeister des Kurortes ist, erklärte. Gerade die Neueröffnung des Löwenbads werde aufgrund der gestiegenen Energiekosten die finanzielle Belastung stark erhöhen.

Gleichzeitig lägen die Übernachtungszahlen in Bad Zwesten immer noch gut 25 Prozent unter denen vor der Corona-Pandemie. Diese Situation bereitet dem Bürgermeister Sorgen. Sollte es keine weiteren Finanzierungsmöglichkeiten geben, könnte es für den Ort bald zu spät sein, fürchtet Köhler. Doch nicht nur die Heilbäder sehen sich derzeit besonders unter Druck.

In Deutschland steht derzeit jede vierte Reha-Klinik vor der Insolvenz, wie der Bundesverband Deutscher Privatkliniken (BDPK), der die Kliniken vertritt, berichtet. Der hessische Heilbäderverband teilt diese Einschätzung. In Hessen hätten bisher drei Kliniken geschlossen werden müssen. Ein Insolvenz-Beispiel: die Lohrey-Klinik in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig).

Ein ähnliches Szenario fürchtet Bürgermeister Michael Köhler für Bad Zwesten. Sollte die dortige Reha-Klinik wegbrechen, sieht er sogar den Kurtitel des Ortes in Gefahr. Der Verlust des Kur-Titels beim Wegfall einer Reha-Klinik sieht auch der Heilbäderverband als eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Orte.

Die Pauschale, welche die Reha-Kliniken für den Aufenthalt eines Patienten bekommen, ist schon unter "normalen Bedingungen" sehr knapp bemessen gewesen, so die Einschätzung des Heilbäderverbandes.

Kur in Hessen: Heilbäder und Reha-Kliniken in der Krise

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Reha-Kliniken fordern bessere Einbindung in Landeskonzepte

Auch die Reha-Kliniken leiden unter den gestiegenen Energiepreisen, der Inflation und dem Fachkräftemangel, wie Aguedita Afemann, Landesgeschäftsführerin des Landesverbands der Privatkliniken in Hessen (VDPK), mitteilt. Der VDPK vertritt unter anderem die hessischen Reha-Kliniken.

Ein weiteres Problem sei, dass die Reha-Kliniken von der Landespolitik zu wenig wahrgenommen würden. Die Belange der Reha-Kliniken werden gesetzlich auf Bundesebene geregelt.

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Das fordert der Hessische Heilbäderverband e.V. für die Reha-Kliniken in Hessen

Einen Minderbelegungsausgleich
Ein fortbestehen der Hygienezuschläge
Einen Inflationsausgleich

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Der VDPK fordert, dass die Kliniken auch in die bestehenden medizinischen Landeskonzepte mehr einbezogen werden. "Mit der Reha kann eben kein Landtagswahlkampf geführt werden", kritisiert Afemann. Auch an anderen Stellen in der Landespolitik fordert der Verband mehr Einbindung.

90 Prozent der 87 Reha-Kliniken in Hessen sind in den Heilbädern und Kurorten verortet, wie der Heilbäderverband mitteilt. Für die Infrastruktur und Wirtschaft der Orte seien diese Kliniken von großer Bedeutung, untermauert der VDPK seine Forderungen. Wie das Beispiel Bad Zwesten zeigt, könne eine Reha-Klinik für einen Standort entscheidend sein.

Neue Konzepte für die Kur in Hessen

Um die Situation in den hessischen Kurorten zu verbessern, will der hessische Heilbäderverband nicht nur auf Unterstützung aus der Politik bauen. Ein neues Konzept soll das Kurwesen in Hessen attraktiver machen. "Bewegung in Gemeinschaft. Als Vorbeugung gegen Krankheiten und gegen Depressionen", so lautet der neue Werbespruch der Kurorte.

Das neue Kurkonzept soll über das klassische Kur-Programm, das von Krankenkassen finanziert wird, hinausgehen. Doch auch die neuen Angebote erfordern wieder Investitionen. Im Herbst 2023 sollen die ersten Angebote des neuen Konzepts buchbar sein. Ob die hessische Kur-Infrastruktur auf weitere Hilfen vom Land hoffen kann, bleibt abzuwarten.

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