Audio

Der S6-Ausbau wird deutlich teurer

Eine rot-weiße S-Bahn fährt auf Gleisen - aus der Froschperspektive fotografiert.

Beim viergleisigen Ausbau der S-Bahn-Strecke zwischen Frankfurt und Friedberg rechnet der Bund jetzt mit Kosten von rund 1,26 Milliarden Euro. Auch andere Projekte wie die Regionaltangente West werden teurer – und das nicht nur wegen der Inflation.

Bahnpendler zwischen Frankfurt und Bad Vilbel sind Kummer gewohnt. Viele Bahnhöfe sind im Moment Baustellen mit Bretterstegen und Behelfstreppen. Und am ersten Dezember-Wochenende wird die Strecke der S6 gesperrt – mal wieder. Ab Januar ist sogar eine siebenwöchige Sperrung geplant. Mitte Februar kommenden Jahres will die Bahn mit diesem Abschnitt fertig werden, ein Jahr später als geplant. Und teurer wird es auch.

Für das, was im Moment gebaut wird zwischen Frankfurt und Bad Vilbel, rechnet die Bahn mit Kosten von insgesamt 880 Millionen Euro. Bund, Länder und Kommunen übernähmen davon einen Anteil von 665 Millionen Euro. Das ist doppelt so viel wie vor Baubeginn angenommen. Da wollte die Bahn noch mit 323 Millionen Euro an staatlichen Zuwendungen auskommen. Die Bahn argumentiert, zuletzt habe die Inflation die Kosten getrieben, die Baupreise seien gestiegen. 

Zuwachs im Club der Milliarden-Projekte

Für den zweiten Bauabschnitt von Bad Vilbel nach Friedberg steht beim Bundesverkehrsministerium bisher ein Betrag von 377 Millionen Euro in den Büchern. Der dürfte aber noch wachsen, sobald der Bau beginnt. Derzeit hat die Bahn noch nicht mal die Baugenehmigung – den sogenannten Planfeststellungsbeschluss. Fest steht: Die Gesamtstrecke wird damit weit über eine Milliarde Euro kosten.

In den Club der Milliarden-Projekte ist schon seit längerem die Regionaltangente West (RTW) aufgestiegen – ein Zwitter aus S- und Straßenbahn, der ab 2028 den Vordertaunus mit dem Frankfurter Flughafen und dem Kreis Offenbach verbinden soll. Doch bei den bisher anvisierten 1,1 Milliarden Euro wird es laut Planungsgesellschaft nicht bleiben. Allein bei den Baukosten ist ein Nachschlag von rund 200 Millionen fällig, die hauptsächlich der Teuerung im Bausektor geschuldet sind.

Nicht nur die Inflation ist schuld

Doch es lauern weitere Kostenrisiken, teilt RTW-Chef Horst Amann auf hr-Nachfrage mit. Und das hat nicht nur mit der Inflation zu tun, sondern mit den vielen Schienenprojekten, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Allein im Rhein-Main Gebiet ist ein halbes Dutzend Projekte im Bau oder geplant: S6-Ausbau, Regionaltangente West, Nordmainische S-Bahn, Fernbahntunnel Frankfurt, Ausbau des Bahnknotens Stadion.

Amann spricht von einer "angespannten Situation, sowohl was die Verfügbarkeit von Planungsbüros, […] aber auch die ausführenden Firmen betrifft". Qualifizierte Ingenieurinnen und Ingenieure sind knapp, die hohe Nachfrage treibt die Preise. Dazu kommen höhere technische Anforderungen. Das hat kürzlich bei der Riedbahn, also der Strecke Frankfurt – Mannheim, zu einer Kostenexplosion geführt.

Dort haben sich die Kosten gegenüber dem Planungsstart fast verdreifacht, auf jetzt rund 1,3 Milliarden Euro. In diesem Fall ist klar, dass die Inflation nicht als einzige Begründung herhalten kann. Die Bahn erklärt den Preissprung unter anderem damit, dass alte Stellwerke auf elektronische Technik umgerüstet werden müssten.

Höhere Kosten, weniger Mittel

Die Preissteigerungen kommen für die Bahn zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Durch das Loch im Bundeshaushalt, das durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aufgerissen ist, könnten dem Staatsunternehmen 12,5 Milliarden Euro fehlen. Das Geld war eigentlich für Sanierungsprojekte fest eingeplant. Wo genau nun der Rotstift angesetzt wird, ist derzeit noch unklar.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen