Vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume, Unfälle Viele Feuerwehreinsätze nach Gewittern, Starkregen und Sturmböen
Über Hessen sind heftige Unwetter gezogen, die Rettungskräfte in vielen Landkreisen bis in die Nacht beschäftigt haben. Von Nord- bis Südhessen gab es mehrere Verletzte sowie Sachschäden und Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäume.
Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller, zahlreiche Verkehrsunfälle: Tief Henry hat am Samstag für einen schnellen und teils heftigen Wetterumschwung in Hessen gesorgt. Die Kaltfront verdrängte am Samstag die sommerlichen Luftmassen und brachte an vielen Orten Starkregen und Unwetter mit sich.
Verletzte bei Unfällen in Nord- und Mittelhessen
Auf der A7 bei Kassel wurden sechs Menschen bei einem Unfall verletzt, zwei von ihnen schwer. Laut Feuerwehr waren drei Pkw und ein Wohnmobil an dem Unfall beteiligt. Auf der A49 in Nordhessen gab es Unfälle mit Leichtverletzten, einige Straßen standen unter Wasser.
In Lich im Landkreis Gießen erlitten zwei junge Männer in einem Auto Verletzungen. Ein Baum sei auf den Wagen gekracht, berichtete ein Polizeisprecher. Der 18 Jahre alte Fahrer und sein 17 Jahre alter Beifahrer kamen demnach mit leichten Blessuren davon.
Im Lahn-Dill-Kreis waren nach Angaben der Kreisverwaltung elf Kommunen von Starkregen betroffen, im südlichen Kreisgebiet wurden mehr als 90 Feuerwehreinsätze gezählt. Ein Regionalzug auf dem Weg von Wetzlar nach Weilburg musste seine Fahrt unterbrechen, bis Bäume auf den Gleisen bei Leun-Biskirchen beseitigt worden waren.
Umgestürzte Bäume, aggressive Verkehrsteilnehmer
In Osthessen berichtete das Polizeipräsidium Fulda von umgestürzten Bäumen oder herabgefallenen Ästen auf Fahrbahnen. In Künzell (Fulda) fiel ein Baum vor einen fahrenden Pkw, die Fahrerin blieb unverletzt. In Fulda versperrte ein umgestürzter Baum den Eingang eines Hotels, so dass rund 60 Gäste zunächst nicht mehr aus dem Gebäude kamen, bis die Feuerwehr den Baum weggeräumt hatte.
Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg musste die Bundesstraße zwischen Philippsthal und der Landesgrenze zu Thüringen der Polizei zufolge wegen Drecks auf der Fahrbahn voll gesperrt werden. Einige Verkehrsteilnehmer seien wegen der Sperrung Einsatzkräfte der Feuerwehr teils verbal aggressiv angegangen, Polizisten hätten die Situation dann beruhigt. Im Philippsthaler Ortsteil Röhrigshof liefen mehrere Keller voll.
Auch aus dem Vogelsbergkreis wurden Einsätze gemeldet. Bäume lagen auf Fahrbahnen auf mehrere Bundes- und Landstraßen. In Lauterbach krachten heruntergewehte Dachziegel auf ein geparktes Auto, zudem wurde in dem Ort ein Gartenzaun aus Metall gegen sechs geparkte Wagen gedrückt und das Dach eines ehemaligen Sägewerks wurde abgedeckt.
In einer Grundschule in Alsfeld löste ein Blitzeinschlag einen Alarm aus. Allein hier dürfte laut Polizei ein Sachschaden in sechsstelliger Höhe entstanden sein.
Stromausfall in Gelnhausen
In Frankfurt schlug der Blitz in einen Dachstuhl im Stadtteil Nordend ein. Durch den Brand wurde niemand verletzt. Die Polizei in Frankfurt und Offenbach berichtete außerdem von Ästen oder Bäumen auf Straßen, Menschen kamen dabei nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu Schaden.
In Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis kam es einem Polizeisprecher zufolge für etwa 20 Minuten zu einem Stromausfall, da in Gelnhausen-Höchst ein Strommast von einem umgestürzten Baum beschädigt wurde. Weil der Strommast umzustürzen drohte, mussten laut Polizei 34 Anwohner aus dem umliegenden Bereich ihre Wohnungen verlassen und die Nacht bei Freunden oder Familie verbringen.
Den Angaben zufolge wurde in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig) außerdem ein fünfjähriges Kind, das bei Starkregen über die Straße rannte, von einem Auto erfasst. Wie die Polizei berichtete, erlitt der Junge leichte Verletzungen. Der Fahrer sei davongefahren, ohne sich um das Kind zu kümmern. Die Polizei ermittelt wegen Unfallflucht.
In Büdingen wurde im Ortsteil Wolf eine Straße nach starkem Regen mit Erde und Schlamm überflutet. Die Aufräumarbeiten dauerten am Sonntag an.
Beim Thaifood-Festival in Darmstadt wurden zwei Menschen durch ein umherfliegendes Zelt verletzt, eine dritte Person erlitt einen Schock. Alle drei kamen ins Krankenhaus.
Am meisten Regen in Nordhessen
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am späteren Samstagnachmittag für zahlreiche Landkreise Warnungen vor Starkregen, Hagel und Sturmböen herausgegeben. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) warnte außerdem vor möglichen lokalen Überschwemmungen. Gegen 19:30 Uhr wurden die letzten Unwetterwarnungen aufgehoben.
Nach Daten des ARD-Wetterkompetenzzentrums fiel im nordhessischen Waldeck-Alraft (Waldeck-Frankenberg) mit 37 Litern pro Quadratmeter die höchste Regenmenge - gefolgt von Witzenhausen-Ziegenhagen (Werra-Meißner) mit 29 Litern. Auch in Philippsthal (Hersfeld-Rotenburg) mit 28 und in Fritzlar-Lohne (Schwalm-Eder) 25 Litern fielen enorme Niederschlagsmengen.
Laut Daten ARD-Wetterkompetenzzentrum wurden in Gießen/Wettenberg schwere Sturmböen mit 101 km/h gemessen, am Hoherodskopf/Vogelsberg waren es 94 km/h. Aber auch in Wiesbaden und am Frankfurter Flughafen gab es Sturmböen mit 78 km/h und 77 km/h.
Am Sonntag weitgehend trocken
In der Nacht zum Sonntag beruhigte sich die Lage wieder, im weiteren Tagesverlauf soll es größtenteils trocken bleiben. Höchstens in Richtung Westerwald können laut hr-Wetterredaktion noch einige Tropfen fallen. Mit Höchstwerten von 11 Grad im Upland und bis 17 Grad am Main wird es deutlich kühler als zuletzt.
Die neue Woche beginnt durchwachsen: Die Höchstwerte bei einem Mix aus Sonne und Wolken betragen am Montag 11 bis 16 Grad und am Dienstag 13 bis 17 Grad.