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Ein Jahr Wasserstoffzüge im Taunus - eine Bilanz

Ein Wasserstoffzug steht auf Gleisen

Mit einem Jahr Verspätung sind jetzt alle 27 Wasserstoffzüge für das Taunusnetz geliefert und einsatzbereit. Theoretisch. Wann die neuen Bahnen auf allen vier Strecken fahren werden, ist nach wie vor offen.

Fahren sie, oder fahren sie nicht? Diese Frage kommt seit Monaten im Taunus immer wieder auf. Denn von der Ankündigung einer kompletten Flotte von Wasserstoffzügen bis zu einem funktionierenden Betrieb ist viel Zeit vergangen. Und auch wenn nun alle 27 Züge geliefert wurden, ist der Fahrplan noch nicht komplett. Die blau-weißen Züge sollen auf vier Strecken im Taunus fahren. Bisher decken sie aber nur den Verkehr auf der Linie RB15 zwischen Frankfurt, Bad Homburg und Waldsolms-Brandoberndorf (Lahn-Dill) ab.

Auf zwei weiteren Strecken kommen sie seit Kurzem vereinzelt zum Einsatz: auf der RB12 von Frankfurt nach Königstein sowie auf der RB16 von Friedrichsdorf bis nach Friedberg in der Wetterau. Auf beiden Linien fahren aber zusätzlich Dieselzüge, die von der Hessischen Landesbahn ausgeliehen sind.

Unzuverlässigkeit auch beim Personal

Auf der vierten Strecke, der RB11 von Bad Soden nach Frankfurt-Höchst, springt seit September die S-Bahn Rhein-Main ein und stellt Züge sowie Personal. Denn neben Engpässen bei den Fahrzeugen gibt es auch beim Personal seit Monaten Probleme.

Dem neuen Streckenbetreiber Start, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, sind Mitarbeiter und Lokführer abgesprungen. Das führt immer wieder zu zahlreichen Ausfällen auf allen vier Strecken im Taunusnetz.

Pendlerin: "Gerade im Winter eine Katastrophe"

"Das darf nicht sein", erzählt Altenpflegerin Karoline Spahn, die mit der RB12 nach Liederbach pendelt. "Gerade jetzt im Winter ist eine Katastrophe. Der Bahnhof in Liederbach ist so kalt und dunkel, das ist wirklich nicht schön." Sie musste schon aufs Taxi umsteigen, um zur Arbeit zu kommen.

Der RMV betont hingegen, dass sich die Betriebsqualität in den vergangenen Monaten verbessert habe: "Im Oktober fanden rund 95 Prozent aller Fahrten im Taunusnetz statt, das waren sogar mehr als im Durchschnitt der RMV-Regionalzuglinien", heißt es in einer Mitteilung.

Anfang Dezember habe es allerdings aufgrund von Behinderungen durch Schneefälle wieder mehr Ausfälle und Verspätungen gegeben. Auch in anderen Bereichen laufe es noch nicht rund: "Hierzu gehört, dass die Betreiberin Start bei der Fahrgastinformation oder Alstom bei der Reichweite pro Tankfüllung noch besser werden", sagt der RMV.

Wann es losgeht, ist weiter völlig offen

Vonseiten des Streckenbetreibers Start heißt es, dass sich die Personalsituation "erheblich verbessert" habe. Das Unternehmen plane als nächstes, die Linie RB11 wieder selbst zu übernehmen und dann den gesamten Betrieb im Taunusnetz auf die Wasserstoffzüge umzustellen: "Priorität hat dabei, da sind wir uns mit dem RMV einig, nicht Schnelligkeit, sondern Verlässlichkeit des Fahrtenangebots", sagt Geschäftsführer Dirk Bartels.

Auch nach einem Jahr Verspätung können die Verantwortlichen also keine Prognose abgeben, wann der Betrieb mit allen Zügen auf vier Linien starten soll. 

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