Burgen und Schlösser von Friedrich Barbarossa Hier können Sie auf kaiserlichen Spuren wandeln
Um ihre Dynastie ranken sich Mythen und Legenden: Die Staufer und allen voran Kaiser Barbarossa haben in Hessen bedeutende Bauwerke hinterlassen, von denen sich viele als Ausflugsziel lohnen. Eins davon ist erstmals seit Jahren wieder zugänglich.
Die Staufer waren eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter des Mittelalters. Sie brachten von 1079 bis 1268 schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervor. Der nicht zeitgenössische Name Staufer leitet sich von der Burg Hohenstaufen am Nordrand der Schwäbischen Alb ab. Ihr wohl wichtigster Vertreter war Friedrich I. Barbarossa ("Rotbart", um 1122-1190), der 1152 zum König und 1155 zum Kaiser des römisch-deutschen Reichs gekrönt wurde.
Wer in Hessen auf der Suche nach Ausflugszielen ist, kann auf vielen seiner Spuren wandeln. Eine Auswahl.
Kaiserpfalz Gelnhausen
Im Mittelalter kam nicht das Volk zum König - der König kam zum Volk. Könige und Kaiser reisten samt ihrem Gefolge von 300 bis 4.000 Menschen durchs Land. In so genannten Pfalzen hielten sie Versammlungen und Empfänge ab oder sprachen Recht. Eines der wertvollsten Zeugnisse staufischer Palastarchitektur in Deutschland ist die Kaiserpfalz in Gelnhausen (Main-Kinzig), gebaut von Friedrich Barbarossa.
Der ließ um 1169/70 auf einer Kinziginsel eine Wasserburg gründen, die verkehrsgünstig an der Handelsstraße Via Regia zwischen Frankfurt und Leipzig lag. Gleichzeitig fasste er drei Siedlungen (darunter "Geilenhusen") zusammen, die dann zur Stadt erhoben wurden. Danach erlebte Gelnhausen einen kräftigen Aufschwung. Große Teile der Pfalz wurden im Laufe der Jahrhunderte beschädigt, doch Teile der Wasserburg oder auch Teile der Fassade sind erhalten.
Burgruine Münzenberg
Sie ist das Wahrzeichen der Wetterau: Die liebevoll "Wetterauer Tintenfass" genannte Burgruine Münzenberg thront weithin sichtbar auf dem gleichnamigen Berg. Sie war Teil einer ganzen Kette von Burgen, die die Staufer zwischen dem Main und der nördlichen Wetterau zur Sicherung ihrer Macht errichteten oder errichten ließen. Verwaltet wurden sie von örtlichen Adeligen, in diesem Fall von der Familie von Hagen-Arnsburg.
Kuno von Hagen-Arnsburg nannte sich nach Fertigstellung der Burg im Jahr 1156 Kuno von Münzenberg. Er war dem Kaiser als Reichsministerialer direkt unterstellt, und so wurden er und seine Familie zur beherrschenden Macht in der Wetterau. Große Teile der Burg sind erhalten, vom Saalbau noch Reste.
Schloss Büdingen
Auch in Büdingen (Wetterau) entstand zur Zeit der Staufer eine Burg zum Schutz ihrer Macht. Und wie in Gelnhausen oder auch Friedberg fiel die Gründung des Ortes mit dem Bau der Burg zusammen. Um 1170 wurde das Büdinger Schloss ursprünglich als Wasserfestung angelegt. Der Bauherr Hartmann I. war wohl ein enger Vertrauter von Kaiser Barbarossa.
Das Schloss ist bis heute Wohnsitz der fürstlichen Familie zu Ysenburg und Büdingen. Es wurde nie - wie so viele andere Bauten der Stauferzeit - zerstört, so dass der außergewöhnliche Grundriss eines dreizehnseitigen Vielecks unverändert blieb. Die Burg gilt als eine der am besten erhaltenen Stauferbauten Deutschlands.
Kloster Konradsdorf
Mit dem Adelsgeschlecht der Büdinger hängt auch die Gründung des Klosters Konradsdorf (Wetterau) zusammen, das seit Juni nach Jahren der Renovierung wieder öffentlich zugänglich ist. Das Gebäude wurde um 1190 auf einem frühmittelalterlichen Gutshof, vermutlich als Hauskloster und Grabstätte, errichtet. Seit dem frühen 13. Jahrhundert war dort ein Orden angesiedelt, der während seiner Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert zeitweise 64 Nonnen und vier Geistliche beherbergte. Der Niedergang kam mit der Reformation, 1581 wurde das Kloster schließlich aufgelöst und verfiel zeitweise.
Das Land Hessen hat seit 2016 rund sechs Millionen Euro investiert, um die Anlage zu erforschen, die historischen Gebäude denkmalgerecht instandzusetzen, die Außenanlagen herzurichten und eine neue Dauerausstellung einzurichten. So zeugen in der Klosterkirche viele Details von der Baukunst der Stauferzeit, Teile des rötlichen Wandverputzes und Reste von Wandmalereien sind erhalten.
Frankfurt und die Staufer
Das muss ein Anblick gewesen sein: Nachdem sie Friedrich Barbarossa am 4. März 1152 im Frankfurter Dom zum römisch-deutschen König gewählt hatten, stiegen er und die Teilnehmer der Wahl an einem Hafen am Main in ihre Boote. Von hier fuhren sie im Tross nach Sinzig (heute Rheinland-Pfalz) und dann nach Aachen, um Barbarossa zu krönen. Gut erhaltene Reste des so genannten Frankfurter "Stauferhafens" wurden 2012 beim Bau des Historischen Museums gefunden und sind heute dort zu besichtigen.
Der spätere Kaiser und seine Nachfahren hatten in Frankfurt auch eine zeitweise Residenz, von der Teile ebenfalls im Historischen Museum zu bewundern sind: unter anderem die Stauferhallen und die Kopien der Reichsinsignien im Untergeschoss der staufischen Saalhofkapelle. Ein interaktives Stadtmodell zeigt die zu der Zeit sprunghafte Entwicklung der Stadt.
Kaiserpfalz Seligenstadt
Wann genau Kaiser Barbarossa eine Pfalz in Seligenstadt (Offenbach) bauen ließ, ist nicht ganz klar. Einen Hinweis gibt möglicherweise eine Urkunde des Kaisers aus dem Jahr 1188, die er anlässlich eines Hoftages in Seligenstadt ausfertigte.
Fest steht: Mit 46 Metern Länge war das inbegriffene Palatium (also das Hauptgebäude) einer der größten Palastbauten des Reiches. Der Bau war relativ offen, unbefestigt und zum Main ausgerichtet - eine Demonstration der kaiserlichen Macht und bequem per Schiff zu erreichen. Von den Pfalzbauten wie Befestigungsanlagen, Torgebäude, Wirtschaftsbauten, Kapelle ist heute die mainseitige Front des Palas (Palast) erhalten.
Sendung: hr2 16.8.2023, 06.39 Uhr
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