Streikende im Schnee vor den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar

Die Warnstreiks an zahlreichen Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Hessen dauern an. Die Gewerkschaft Verdi will am zweiten Streiktag weiter Druck im Tarifstreit um die Beschäftigten von Bund und Kommunen machen. Mehrere Kundgebungen sind geplant.

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Zweiter Streiktag an hessischen Kliniken und Pflegeeinrichtungen

Ein Schild mit der Aufschrift „Heute Warnstreik“ steht vor dem Klinikum Kassel.
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Beschäftigte im Gesundheitswesen in Hessen sind am Mittwoch am zweiten Tag in Folge in einen Warnstreik getreten. Mehr als 2.000 Beschäftigte aus dem nicht-ärztlichen Bereich hätten am Mittwoch vorübergehend ihre Arbeit niedergelegt, hieß es. Zudem habe es mehrere Kundgebungen gegeben, unter anderem in Hanau mit 650 und in Wiesbaden mit 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Teils beteiligten sich die Häuser bereits den zweiten Tag, teils kämen sie auch neu hinzu, wie der Landesfachbereichsleiter Gesundheit der Gewerkschaft Verdi in Hessen, Georg Schulze, am Mittwoch sagte.

"Wir müssen den Druck auf die verhandelnden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erhöhen, sonst wird es kein annähernd annehmbares Angebot in der nächsten Verhandlungsrunde geben", erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Franziska Liebich. "Dafür gehen die Kolleginnen und Kollegen heute auf die Straße."

Warnstreik seit Dienstag

Schon mit Beginn des Frühdienstes am Dienstag hatten rund 500 Beschäftigte in mehreren hessischen Kliniken ihre Arbeit niedergelegt. Verdi will mit den auf zwei Tage angesetzten Warnstreiks in zahlreichen Kliniken Druck im Tarifstreit um die Beschäftigten von Bund und Kommunen machen.

Betroffen von den Aktionen unter dem Motto "Gesundheit ist Gold wert, und wir sind es auch" seien sowohl Krankenhäuser und psychiatrische Kliniken als auch Pflegeeinrichtungen und Rettungsdienste, teilte die Gewerkschaft mit.

Für die betroffenen Einrichtungen waren Notdienstvereinbarungen getroffen worden, geplante Operationen sollten teils verschoben werden. 

Folgende Häuser sind nach Angaben von Verdi betroffen

  • Klinikum Frankfurt-Höchst
  • Sana Klinikum Offenbach
  • Hochtaunuskliniken
  • Gesundheitszentrum Wetterau
  • Krankenhaus der Stiftung zum Heiligen Geist in Frankfurt
  • Vitos Klinikum Riedstadt
  • Klinikum Darmstadt
  • Helios Dr. Horst Schmidt Klinikum (HSK) Wiesbaden
  • Helios Klinik Idstein
  • Vitos Kliniken Rheingau und Weilmünster
  • St. Vincenz Krankenhaus Limburg
  • Klinikum Hanau
  • Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises
  • Klinikum Fulda
  • Lahn-Dill-Kliniken Wetzlar/Dillenburg
  • Klinikum Kassel
Das Bild zeigt Streikende am Klinikum Kassel. Sie halten selbst geschriebene Plakate hoch mit Sprüchen wie "Pflege - Come in and burn out".

10,5 Prozent höhere Einkommen gefordert

In den aktuellen Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen fordern die Gewerkschaft und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Für Auszubildende fordert die Gewerkschaft 200 Euro mehr im Monat.

Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es Ende Februar trotz eines Angebots der Arbeitgeber noch keine Annäherung gegeben.

Bisheriges Angebot eine "Frechheit"?

Das Angebot der Arbeitgeber umfasste unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro. Schulze bezeichnete das Angebot als "Frechheit". Was bei der Finanzierung des Gesundheitswesens schieflaufe, müsse politisch gelöst werden und dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.

Die dritte Verhandlungsrunde ist für 27. bis 29. März geplant.

Immer wieder Warnstreiks

Derzeit ruft Verdi im Zuge von Tarifverhandlungen verschiedener Branchen immer wieder zu Streiks und Protesten auf - im Gesundheitswesen, im öffentlichen Dienst, beim Verkehr und bei der Deutschen Post.

In den Tarifverhandlungen bei der Post war am Samstag eine Einigung erzielt worden. Wie die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Post mitteilten, wurden deutliche Erhöhungen der Entgelte sowie der Vergütungen für Auszubildende und Studierende ausgehandelt. Langwierige Streiks seien somit vermieden worden.

Anfang März hatten die Warnstreiks den Nahverkehr in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel lahmgelegt. Vergangene Woche gab es hessenweit Warnstreiks in Kitas und anderen sozialen Einrichtungen.

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