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Hessische Städte drehen Heizungen in Schwimmbädern wieder hoch

Schwimmbecken in Hallenbad

Einige Städte in Hessen verabschieden sich mit dem Ende der Bundesverordnung von ihren Energiesparmaßnahmen. Andere behalten sie bei. Einig sind sich alle: Energie vergeuden sollten die Bürger weiterhin nicht.

Die Energiesparverordnung des Bundes läuft am Samstag aus. Die hessische Landesregierung dringt aber trotzdem auf weitere Zurückhaltung beim Gasverbrauch.

"Verbrauchseinsparungen sind zwingend erforderlich, weil sie dazu beitragen, dass die Speicherstände im Sommer nicht so stark absinken und die Gaspreise nicht so stark wie im letzten Sommer steigen werden", teilte das zuständige Wirtschaftsministerium in Wiesbaden mit.

Der Bundesrat habe zudem die Bundesregierung gebeten, in einem "engen Monitoringverfahren die Gasversorgungslage und die Lage an den Energiemärkten detailliert zu prüfen und gegebenenfalls die Verordnung zeitnah wieder in Kraft zu setzen".

19 Grad Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden

Der Bund hatte im Spätsommer 2022 mit Sparvorgaben für Kommunen auf die Energiekrise im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine reagiert. Demnach sollte etwa die maximale Raumtemperatur in öffentlichen Arbeitsstätten auf 19 Grad gesenkt werden.

Warmwasser fürs Händewaschen sollte es in der Regel nicht mehr geben. Auch sollten Gebäude, Denkmäler und Werbeflächen zu bestimmten Zeiten nicht mehr beleuchtet werden.

Kassel, Fulda und Hanau beleuchten Bauten wieder

Mehrere hessische Städte haben angekündigt, ihre Sparmaßnahmen ab dem Wochenende zu lockern. Wie andere Städte nimmt Kassel die Beleuchtung markanter Bauwerke nun wieder auf. Ab Sonntag werden unter anderem der Herkules auf dem Gipfel des Bergparks Wilhelmshöhe, das Fridericianum, die Drahtbrücke und der Zwehrenturm wieder beleuchtet.

Beleuchtung am Herkules in Kassel während der blauen Stunde.

Auch in Fulda wird die Beleuchtung wieder eingeschaltet, allerdings mit Zeitschaltung. Die "Akzentbeleuchtungen" sind nach Angaben der Stadt so eingestellt, dass sie sich etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang einschalten und dann um etwa 23 Uhr wieder ausgehen. Ebenfalls die Beleuchtung wieder anschalten will die Stadt Hanau.

In anderen Städten bleibt Beleuchtung wegen Lichtverschmutzung aus

Marburg will die repräsentative Beleuchtung von Rathaus und Erwin-Piscator-Haus dagegen zunächst noch nicht wieder aufnehmen. Ziel sei, die sogenannte Lichtverschmutzung so gering wie möglich zu halten. Darauf verwies auch die Stadt Darmstadt.

In Gießen sollen Denkmäler und öffentliche Gebäude ebenfalls weiterhin dunkel bleiben. Auch in Wiesbaden werden Denkmäler und öffentliche Gebäude nicht beleuchtet, genauso verfahren Rüsselsheim und Bensheim (Bergstraße).

Unternehmen sparten in Frankfurt die meiste Energie

Die Stadt Frankfurt hatte die nächtliche Außenbeleuchtung etwa vom Rathaus Römer, Museen und Kirchen ausgesetzt und rund 32.000 der mehr als 60.000 Straßenlaternen in der Stadt abgedimmt.

Frankfurt zog am Freitag eine erste positive Bilanz zum Ende der Energiesparverordnung. Haushalte und Großkunden hätten gemeinsam im städtischen Netzgebiet der Mainova-Tochter NRM Netzdienste Rhein-Main "fast" das politische Ziel von 20 Prozent Einsparungen erreicht. Der Löwenanteil der Einsparungen liegt nach Angaben des Versorgers Mainova bei den Unternehmen. Aber auch der milde Winter habe zu dem geringeren Energieverbrauch geführt.

Temperatur in den Tierhäusern im Zoo abgesenkt

Die Stadt betonte aber ebenfalls, ein sparsamer Gasverbrauch bleibe wichtig - auch angesichts der Klimakrise: "Die Reduzierung fossilen Energieverbrauchs ist aktiver Klimaschutz", sagte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). Zudem seien die hohen Energiepreise Grund zum Weitersparen.

Positive Energiespareffekte erzielten den Angaben zufolge auch der Zoo, wo die Temperatur in den Tierhäusern abgesenkt wurde, und der Palmengarten. Dort habe der Wärmeenergieverbrauch durch entsprechende Maßnahmen in den Gewächshäusern im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent gesenkt werden können. Auch die Städtischen Bäderbetriebe sparten: In den Bädern wurden 15 Prozent weniger Energie verbraucht.

In Kasseler Schwimmbad 35 Prozent Fernwärme eingespart

Die steigenden Energiepreise hatten vor einem Jahr dazu geführt, dass Schwimmbäder die Wassertemperatur senkten. Inzwischen müssen Badbesucher vielerorts nicht mehr bibbern. In Frankfurt wurde die Temperatur im Hallenbad im Stadtteil Höchst bereits vor längerer Zeit wieder erhöht. Dort ist im Sportbecken das Wasser auf 29 Grad geheizt.

Für das Auebad in Kassel wurde eine "schrittweise Öffnung in den Normalbetrieb" angekündigt. Dort soll die Wassertemperatur ab Sonntag um zwei Grad auf das gewohnte Niveau von 28 Grad in Sportbecken und 30 Grad in Freizeitbecken steigen. Die Sauna soll auch wieder öffnen, allerdings erst am 1. Mai. "Das notwendige Personal muss erst reaktiviert werden", erklärten die Betreiber.

Durch die gesenkte Temperatur und die geschlossenen Saunen wurden nach Angaben der Stadt allein im Auebad rund 30 Prozent Strom und 35 Prozent Fernwärme eingespart.

Marburger Bäder verbrauchten meiste Energie

Marburg setzt die Wassertemperatur in den städtischen Bädern nun ebenfalls hoch, auf wieder 28 Grad. Damit werden die Energiesparmaßnahmen im AquaMar und im Hallenbad Wehrda aufgehoben, wie die Stadt am Freitag ankündigte.

Vor den Sparmaßnahmen verbrauchten das AquaMar und das Wehrdaer Hallenbad demnach mit Abstand die meiste Energie der Stadtverwaltung: Rund zehn Prozent des gesamten Verbrauchs an Strom und Wärme aller städtischen Immobilien flossen in die Bäder.

Die Auswertung für das AquaMar im vierten Quartal 2022 zeige: Allein durch die Absenkung der Temperatur im Sport-, Sprung- und Rutschlandebecken sowie der Schließung der Sauna konnten 13 Prozent Energie eingespart werden - bei gleichbleibender Temperatur in den anderen Becken. Die Sauna im AquaMar werde derzeit für die Wiedereröffnung etwa Mitte Mai vorbereitet, teilte die Stadt weiter mit.

Groß-Gerau spart 15 Prozent Gas im Winter ein

Auch im Nordbad in Darmstadt gehen die Wassertemperaturen wieder nach oben. Dort war die Temperatur zeitweise auf 25 Grad abgesenkt worden. Damit habe man über 25 Prozent des gesamten Energieverbrauchs einsparen können, teilte das Sportamt Darmstadt mit.

Im Seedammbad in Bad Homburg gab es bereits am 1. April einen ersten Schritt in Richtung Normalität - dort wurden Teile des Erlebnisbades mit Riesenrutsche und Wasserkanonen wieder geöffnet. Die anderen Becken und die Sauna blieben zunächst geschlossen.

Das Hallenschwimmbad in Groß-Gerau ist inzwischen auch wieder fast drei Grad wärmer und hat damit die Temperatur, die vor diesem Winter dort üblich war. Der Leiter des Hallenbads gab an, die Stadt Groß-Gerau habe geschafft, mindestens 15 Prozent Gas im Winter einzusparen.

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