Lastwagen stauen sich auf einer Autobahn im Schnee

Schnee und Eis haben für extreme Behinderungen auf den Autobahnen A3, A4, A5 und A7 gesorgt. Auch bei Bahnen, Bussen und Flügen gab es einige Einschränkungen. Doch die Lage entspannte sich allmählich.

Videobeitrag

Video

Liegengebliebene Lastwagen blockieren Autobahnen

Mehrere Lkw stehen auf schneebedeckter Straße
Ende des Videobeitrags

Glatteis und Schneefall haben auch am Donnerstag den Straßen-, Bahn- und Luftverkehr in Hessen beeinträchtigt. Am Frankfurter Flughafen waren wegen Eisregens am Mittwoch die Flugzeugstarts zeitweilig ausgesetzt worden, auch am Donnerstag wurden angesichts von Schnee und Eis Hunderte Flüge annulliert. Mehr als 300 von insgesamt etwa 1.000 Flügen seien gestrichen worden, sagte ein Fraport-Sprecher und fügte hinzu: "Der Winterdienst war voll im Einsatz."

Da Flüge wegen der erwarteten Wetterlage vorausschauend gestrichen worden seien, herrsche in den Terminals ein "geordneter Betrieb". Fluggäste würden weiterhin gebeten, sich vor ihrer Fahrt zum Flughafen auf den Internetseiten der Fluggesellschaften über den Status ihres Fluges zu informieren. Für Freitag rechnet Fraport mit einem weitgehend normalen Flugbetrieb.

Fahrzeug mit Schriftzug "Einsatzleitung"

Über Stunden im Stau gestanden

Auch Lkw- und Autofahrer brauchten Geduld, vor allem auf Autobahnen in Nord-, Ost- und Mittelhessen. Manche standen über zwölf Stunden lang im Stau, sie wurden vom Deutschen Roten Kreuz mit heißen Getränken und Decken versorgt.

So meldete das Polizeipräsidium Fulda auch am Donnerstag kilometerlange Staus auf den Autobahnen 4, 5 und 7. Bereits am Mittwochabend war dort nichts mehr vorangegangen: Mehrere Lkw blockierten die glatten Fahrbahnen.

In Nordhessen war die Lage auf der A7 ebenfalls angespannt. Ein Polizeisprecher berichtete von "erheblichen Behinderungen in Richtung Süden". In Mittelhessen kam es auf der A5 zu Staus.

Polizei meldet "erstaunlich wenig Unfälle"

Trotz der extremen Wetterbedingungen verzeichnete die Polizei insgesamt "erstaunlich wenig Unfälle", wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Westhessen am Donnerstag sagte. Offenbar hielten sich viele Menschen an die Warnungen und ließen ihre Auto stehen.

Für Mittelhessen verzeichnete die Polizei seit dem Vortag insgesamt rund 40 Unfälle mit zwei Verletzten. Auf der B3 sei ein Auto auf dem Dach gelandet, mehrere Wagen seien in Gräben und gegen Leitplanken gerutscht.

Das Polizeipräsidium Nordhessen sprach von rund 120 wetterbedingten Unfälle seit Mittwochmittag. Zum Glück habe es keine Schwerverletzten gegeben.

Fahrzeug rutscht in Bushaltestelle - Unfallchirurgie überlastet

In Bad Nauheim (Wetterau) rutschte am Morgen ein Fahrzeug des Winterdienstes in eine Bushaltestelle, an der sich jedoch keine Menschen aufhielten. Unter anderem in der Stadt Limburg war der Winterdienst fast rund um die Uhr aktiv. "So einen massiven Einsatz hatten wir das letzte Mal im Jahr 2010", erinnerte sich der Abteilungsleiter des Bauhofs, Michael Menier.

Verletzungen blieben jedoch nicht aus. Wie die Kreisklinik Groß-Umstadt auf hr-Anfrage mitteilte, war die Unfallchirurgie am Donnerstag komplett ausgelastet. "Zu behandeln sind Folgen klassischer Glatteisunfälle, Brüche an allen Ecken und Enden", wie ein Sprecher sagte.

Zunehmende Entspannung der Wetterlage

Nachdem Eisregen und Schneefall in Hessen bereits am Mittwoch zu Beeinträchtigungen geführt hatten, entspannte sich die Lage zum Donnerstagabend. Der Deutsche Wetterdienst hob seine Unwetterwarnungen auf.

Dank ruhigen Hochdruckwetters soll es am Freitag trocken bleiben mit Sonne, Wolken oder auch Nebel, aber ohne Niederschläge, wie hr-Meteorologe Tim Staeger berichtete. "Überfrierende Nässe und Schneeglätte bleiben am Freitag bestehen, aber das sind normale winterliche Straßenverhältnisse", so Staeger.

Gefahr durch abbrechende Äste und Bäume

Staeger warnt jedoch vor Schnee- und Eisbruchgefahr an Bäumen. Die Gefahr bestehe grundsätzlich in Hessen, aber "vor allem im Rhein-Main-Gebiet und in Südhessen, weil dort am Mittwoch Eisregen fiel", erklärt Staeger.

Auch die Städte Gießen und Frankfurt raten davon ab, Parks, Grünanlagen, Friedhöfe oder den Wald zu betreten. Es bestehe die Gefahr, dass Äste, Kronen oder Stämme unter der Eislast abbrechen und herunterfallen könnten.

Einschränkungen bei Bussen und Bahnen

Schnee und Eis sorgten auch für Einschränkungen bei Bussen und Bahnen, vor allem in Nord- und Mittelhessen. Die Regionalbahn zwischen Marburg und Bad Laasphe (Nordrhein-Westfalen) sowie Züge auf der Strecke zwischen Marburg und Korbach (Waldeck-Frankenberg) fielen am Donnerstagmorgen komplett aus, wie die Bahn berichtete.

Beim Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) streikte in der Nacht zu Donnerstag aufgrund der vielen Anfragen der Server. Statt einer Liste der Störungen erschien nur der Text: "Aufgrund der aktuellen Wettersituation kann der Server leider zeitweise nicht alle Anfragen beantworten. Wir bitten dies zu entschuldigen."

ÖPNV zieht eher positive Bilanz

Nach Angaben einer Sprecherin waren Busse in Nordhessen stärker betroffen als der Zugverkehr. Einzige Ausnahme war die Kurhessenbahn von Korbach Richtung NRW, hier wurde der Betrieb erst am späten Vormittag aufgenommen. "Auch im weiteren Verlauf des Tages muss weiterhin mit Verspätungen sowie punktuellen Ausfällen gerechnet werden, aber insgesamt wird auf eine langsame Verbesserung der Gesamtsituation gehofft", teilte der NVV auf seiner Internetseite mit.

Angesichts der starken Schneefälle sei der ÖPNV "sehr gut durch diesen Wintertag gekommen", befand auch der Vorstandsvorsitzende der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG), Michael Maxelon. Alle Straßenbahnlinien und Regiotrams seien planmäßig unterwegs gewesen, bei den Busfahrten habe es wegen glatter Straßen Einschränkungen gegeben.

Glimpflich davon kamen auch die U- und Straßenbahnen in Frankfurt, wie die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) berichtete. Der Betrieb sei trotz vereister Bahnsteige, umgestürzter Bäume und eingefrorener Oberleitungen kaum beeinträchtigt worden.

Präsenzunterricht fiel an vielen Schulen aus

Wegen der Witterungsbedingungen fiel am Donnerstag wie bereits am Mittwoch in einigen Landkreisen die Schule aus. So meldeten etwa der Lahn-Dill-Kreis und der Landkreis Limburg-Weilburg auf Facebook, dass für die Schülerinnen und Schüler Distanzunterricht angeboten werde.

Auch im Landkreis Gießen und im Vogelsbergkreis bestand laut Pressemitteilung keine Präsenzpflicht. Der Werra-Meißner-Kreis empfahl Schulen den Distanzunterricht. Zahlreiche Schulen im Main-Kinzig-Kreis sagten nach Angaben des Kreises ebenfalls den Präsenzunterricht am Donnerstag ab.

Skigebiete optimistisch

Nicht nur bei Schülern, auch bei Wintersportfans sorgte der Schneefall für Freude. "Wir haben einen Rodel- und einen Schlepplift geöffnet, am Wochenende kommt noch ein weiterer Lift zum Einsatz", sagte ein Sprecher des Skigebiets Wasserkuppe.

Das Skigebiet Willingen berichtete auf seiner Internetseite von sehr guten Wintersportbedingungen und fügte hinzu: "Wir freuen uns auf ein sonniges Wochenende!"

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen