Ein Radfahrer ist in der Innenstadt auf einer roten Fahrradspur unterwegs (Aufnahme mit längerer Verschlusszeit).

Frankfurt, Darmstadt und Baunatal zählen einer aktuellen Umfrage des ADFC zufolge bundesweit zu den fahrradfreundlichsten Kommunen. Besonders schlecht schneiden hingegen drei Städte im Hochtaunuskreis ab.

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Fahrradklima-Index: Baunatal und Frankfurt vorne

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Baunatal (Kassel) bleibt Spitzenreiter: Im Fahrradklima-Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) belegt die nordhessische Stadt zum dritten Mal in Folge den ersten Platz - bundesweit.

Mit der Note 2,5 führt Baunatal nach 2018 und 2020 erneut die Kategorie der Städte von 20.000 bis 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern an. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen laut der am Dienstag veröffentlichten Studie die nordrhein-westfälischen Städte Meckenheim und Coesfeld.

18.500 hessische Fahrradfahrer an Studie beteiligt

Für den Fahrradklima-Test befragt der ADFC seit 2012 alle zwei Jahre Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer, welche Städte und Gemeinden besonders fahrradfreundlich sind - und wo Nachholbedarf besteht. Im vergangenen Jahr haben sich deutschlandweit 245.000 Radfahrende beteiligt, darunter 18.500 Hessinnen und Hessen.

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Ablauf des Fahrradklima-Tests

Für die nicht repräsentative Befragung haben die Teilnehmenden im vergangenen Herbst Schulnoten von 1 bis 6 in Kategorien wie Fahrrad- und Verkehrsklima, Stellenwert des Radverkehrs, Sicherheit sowie Komfort beim Radfahren, Infrastruktur und Radverkehrsnetz vergeben. Insgesamt wurden 1.114 Städte in sechs verschiedenen Größenklassen bewertet, darunter 111 hessische Städte.

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Tabelle mit den Vergleichzahlen des Bundesweiten Fahradklimas

In Baunatal passe vieles gut zusammen, stellt Oliver Moschner-Schweder, Vorsitzender des ADFC Limburg-Weilburg, fest. Die Stadt weise durch die Nähe zu Kassel ein hohes Radverkehrspotenzial auf, habe dabei aber nicht die räumlichen Beschränkungen einer Großstadt.

Dazu komme "ein solides finanzielles Fundament" - und "der politische Wille der handelnden Personen im Rathaus, den Radverkehr zu fördern", so Moschner-Schweder. Der Leiter der Radprojektgruppe im Rathaus der Kommune, Hartmut Wicke, erklärte: "Die Auszeichnung ist ein weiterer Ansporn, das bereits vorhandene ausgezeichnete Radwegenetz in und um Baunatal kontinuierlich zu optimieren und zu verbessern." Der Schwerpunkt in den zurückliegenden Jahren habe auf den Themen Verkehrssicherheit, der überörtlichen Vernetzung und der Barrierefreiheit gelegen.

Hessenkarte mit den 3 Besten und 3 Schlechtesten Städten in Hessen

Frankfurt bundesweit auf Platz 2

Nicht nur Baunatal kann im Bundesvergleich mithalten. Als einzige hessische Stadt in der Kategorie der Metropolen mit über 500.000 Einwohnern belegt Frankfurt mit einer Note von 3,6 im Bundesvergleich den zweiten Platz.

Damit verbessert sich die Stadt zu 2020 um eine Zehntelnote und überholt die niedersächsische Hauptstadt Hannover. Auf Platz 1 liegt im Bundesvergleich weiterhin Bremen.

Eine positive Entwicklung gibt es laut Ranking etwa in der Wegweisung und in der Erreichbarkeit des Stadtzentrums. "Die Umgestaltung von Fahrstreifen zu teils geschützten Radwegen in Frankfurt verändert allmählich die sonst eher kritische Bewertung der Radwegbreiten", sagt der ADFC-Landesvorsitzende Ansgar Hegerfeld.

Schlechte Noten für Sicherheit von Radfahrern

Es gebe aber auch Punkte, die "das Fahrradklima weiter trüben", so Hegerfeld - etwa die Zahl der Fahrraddiebstähle (Einzelnote 4,9).

Auch in den Kategorien Ampelschaltung (4,8) und Konflikte mit Autos (4,7) hat sich die Situation für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer in Frankfurt dem Index zufolge verschlechtert. Unverändert schlecht bleibt die Sicherheit beim Radfahren (4,4) und verkehrsgefährdendem Falschparken (4,7).

Der Frankfurter Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne) bezeichnete das insgesamt gute Abschneiden Frankfurts als Zeichen dafür, dass man auf dem richtigen Weg in Richtung "Fahrradstadt" sei.

Um noch fahrradfreundlicher zu werden, wünsche sich die Stadt vom Bund mehr Handlungsspielräume. Höchste Priorität habe, dass eine Kommune Tempo 30 dort anordnen könne, "wo es von den Menschen gewollt wird", sagte Majer.

Große Pflanzenkübel, Bänke und Tische stehen auf dem Oeder Weg am Fahrbahnrand auf Flächen, die vorher als Parkplatz genutzt werden konnten.

Darmstadt klettert in die Top 3

In der Kategorie der Großstädte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnerinnen im Deutschland-Vergleich schafft es Darmstadt erstmals unter die besten drei (Note 3,6). Die Stadt reiht sich hinter dem bayerischen Erlangen und dem niedersächsischen Göttingen ein. 2020 lag sie noch auf Platz 7.

Die Befragung zeige überwiegend Verbesserungen in den einzelnen Kategorien - wenn auch nur geringfügig, wie der ADFC mitteilt. Das spiegele die städtischen Anstrengungen für den Radverkehr in den letzten Jahren wider. Am besten schneide der Bereich Infrastruktur Radverkehrsnetz (Einzelnote 2,8) ab.

"Noch viel Arbeit zu leisten"

Die Kommentare in der Befragung wiesen allerdings daraufhin, dass "auch in den kommenden Jahren noch viel Arbeit zu leisten ist", sagt die stellvertretende ADFC-Landesvorsitzende Helga Hofmann.

Schlechte Noten bekommt die Stadt etwa in der Kategorie Falschparken auf Radwegen und Ampelschaltung für Radfahrende (jeweils 4,6) sowie Fahrraddiebstahl (4,5).

Ein falsch geparkter Mercedes steht im Frankfurter Stadtteil Nordend auf einer Fahrradspur.

Gießen verbessert sich, Wiesbaden stagniert

Einen deutlichen Sprung nach vorne macht Gießen: Mit einer Note von 3,7 verbessert sich die Stadt in der Kategorie der Städte bis 100.000 Einwohner von Platz 40 auf Platz 19.

Wiesbaden, das 2018 noch auf dem letzten Platz der Kategorie bis 500.000 Einwohnern gelegen und sich bei der vorangegangenen Befragung auf Rang 7 verbessert hatte, stagniert mit Note 3,9 ebenso wie Kassel (4,1) und Fulda (4,2).

Auch Offenbach (3,7) verbessert sich nicht und belegt in der Kategorie der Städte mit bis zu 200.000 Einwohnern weiterhin Platz 6.

Drei Städte aus dem Hochtaunuskreis unter Schlusslichtern

Von den 111 hessischen Städten, die im Fahrradklima-Test bewertet wurden, waren laut ADFC 89 Städte auch schon 2020 dabei. Nur 22 davon hätten sich verbessert, 58 verschlechtert.

Dazu gehören unter anderem Bad Homburg (Hochtaunus, Note 4,2), Hanau (4,1), Rüsselsheim (Groß-Gerau, 3,8) und Wetzlar (Lahn-Dill, 4,4). Wetzlar belegt in der Kategorie der Städte bis 100.000 Einwohnerinnen nur Platz 101 von 113.

Ähnlich düster sieht es für Büdingen (Wetterau, 4,4), Hofheim (Main-Taunus, 4,5), Bad Hersfeld (4,5), sowie die Hochtaunus-Städte Grävenwiesbach, Königstein und Usingen (alle 4,5) aus: Sie gehören in ihren Kategorien nicht nur auf Landesebene zu den Schlusslichtern, sondern auch im deutschlandweiten Ranking.

Hessen bei Radwegen an Landstraßen abgeschlagen

"Oft erhalten Kommunen eine schlechte Bewertung für eine fehlende überörtliche Radverbindung", stellt Moschner-Schweder vom ADFC Limburg-Weilburg fest. Dabei könnten sie gar nichts dafür - Radwege an Landesstraßen seien Sache des Landes.

In Hessen seien nur elf Prozent der Landstraßen mit einem Radweg ausgestattet, damit liege man bundesweit auf dem drittletzten Platz. In den vergangenen neun Jahren seien nur 27 Kilometer Radweg an Landesstraßen neu dazugekommen. Nicht genug, so der ADFC: Ab sofort müssten jährlich 100 Kilometer Radwege an diesen Straßen entstehen.

Verkehrsminister verspricht Rekordsumme für 2024

Das Land Hessen sieht sich derweil beim Bau von Radwegen auf Aufholjagd. Immer mehr Vorhaben kämen von der Planung in die Umsetzung, sagte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).

Von 2014 bis 2022 seien allein in den Neu- und Ausbau sowie die Sanierung von Radwegen an Landesstraßen knapp 50 Millionen Euro geflossen. In diesem Jahr würden weitere 13 Millionen Euro an Investitionen folgen, um Lücken im Radnetz zu schließen.

Für 2024 stehe eine Rekordsumme von 17 Millionen Euro bereit - laut Al-Wazir das Zehnfache dessen, was 2014 ausgegeben wurde. "Diese Steigerung ist in diesem Bereich bundesweit einzigartig", so der Verkehrsminister.

Land sieht Verantwortung vor allem bei Kommunen

Da Radwegeprojekte einer aufwendigen Planung und langer Vorlaufzeiten bedürfen, gebe es bei der Straßenverkehrsbehörde Hessen Mobil inzwischen eine eigene Abteilung für den Radverkehr und eine spezielle Task Force für Radwege, erklärte Al-Wazir - und spielte den Ball gleichzeitig an die Kommunen zurück.

Nahmobilität finde vor allem innerorts statt, sagte der Minister. Rund 88 Prozent der hessischen Radwege lägen damit in der Verantwortung der Städte und Gemeinden. Ihr Ausbau falle in besonderem Maß den Kommunen zu. Das Land stelle dafür umfangreiche Fördermittel von 23,5 Millionen Euro im Jahr bereit.

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