Audio

Streik bei privaten Unternehmen in Hessen am Donnerstag

Fahrgäste an einer Haltestelle für Busse und Straßenbahnen an der Konstablerwache in Frankfurt

Wer am Donnerstag mit dem Bus zur Schule oder Arbeit muss, könnte vor Problemen stehen: Die privaten Bus-Unternehmen werden ganztägig bestreikt. Die Auswirkungen dürften in weiten Teilen Hessens groß sein.

Nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi streiken am Donnerstag die Fahrer der privaten Busunternehmen in Hessen, die in weiten Teilen Hessens die Busfahrer stellen. Die Aktion soll von frühmorgens bis zum Ende der Spätschicht - und damit den ganzen Tag - andauern. Darüber informierte Verdi am Dienstag.

Es muss davon ausgegangen werden, dass in weiten Teilen Hessens damit am Donnerstag die Busse stillstehen werden. Nach Informationen des hr sind die Städte Kassel und Marburg von der Streikaktion ausgenommen, da hier die Busfahrer nach kommunalem Tarifvertrag bezahlt werden.

In Wiesbaden ist dies auch der Fall, dennoch wurden auch in der Landeshauptstadt Busbetriebe zur Teilnahme am Arbeitskampf aufgerufen. In Darmstadt wird nicht gestreikt, weil es dort einen eigenen Tarifvertrag gibt.

Hier sollen am Donnerstag die Busse bestreikt werden

Nach Angaben von Verdi sind Busbetriebe in folgenden Regionen zum Warnstreik aufgerufen:

Nordhessen:

  • Homberg/Efze
  • Melsungen

Osthessen:

  • Rotenburg
  • Fulda

Mittelhessen:

Rhein-Main:

  • Frankfurt
  • Maintal
  • Offenbach
  • Oberursel
  • Hanau
  • Nidderau
  • Rüsselsheim
  • Wiesbaden
  • Hofheim-Wallau
  • Geisenheim
  • Idstein
  • Bad Schwalbach
  • Taunusstein-Bleidenstadt
  • Aarbergen-Kettenbach

Südhessen:

  • Weiterstadt

Die Verkehrsgesellschaft traffiq aus Frankfurt teilte bereits mit, dass die Fahrer der städtischen Busunternehmen zum Streik aufgerufen seien. Das betreffe voraussichtlich alle 68 Buslinien in Frankfurt. S-, U- und Straßenbahnen würden - ebenfalls voraussichtlich - normal verkehren.

Die Stadtwerke Gießen meldeten, dass neben dem Personal der MIT.BUS GmbH auch die Fahrerinnen und Fahrer der Stadtwerke zum Solidaritätsstreik aufgerufen würden. Somit würde aller Voraussicht der Verkehr der Linien 1, 2, 3, 5, 7, 10, 12, 13, 15, 17, 18, 800, 801 und 802 komplett ausfallen.

Verdi-Verhandlungsführer: "Werden anfangen, Druck auszuüben"

Hintergrund ist der anhaltende Tarifstreit bei den privaten Unternehmen. "Die Arbeitgeber blockieren und sind nicht verhandlungsbereit", sagte Verdi-Verhandlungsführer Jochen Koppel. "Deshalb werden wir jetzt anfangen, Druck auszuüben." Der zunächst auf einen Tag beschränkte Warnstreik könnte daher nur der Anfang sein.

Zur Situation der rund 6.000 betroffenen Busfahrer sagt Koppel: "Es herrscht dramatischer Personalmangel, sie fahren überlange Schichten, haben geteilte Dienste, kurze Pausen, zahllose Überstunden, hohe Krankenstände. Das alles sind enorme Belastungen für die Beschäftigten im ÖPNV."

Arbeitgeberverband betont schwierige finanzielle Lage

Beim Landesverband Hessischer Busunternehmen (LHO) stößt das Vorgehen erwartungsgemäß auf Unverständnis. "Die Verhandlungen haben kaum richtig begonnen, schon wird ein erster Streik angekündigt", teilte Verhandlungsführer Volker Tuchan mit. Der Verband hoffe auf konstruktive Gespräche in den kommenden Wochen - und auf Verständnis für die finanzielle Lage der Unternehmen.

Tuchan sagte, angesichts von Personalmangel und mangelnder Finanzierung dürften sich die Probleme weiter verschärfen. Viele Busfahrerinnen und Busfahrer seien 55 Jahre und älter und stünden wenige Jahre vor dem Ruhestand, während der Nachwuchs fehle.

Drei Jahre Ausbildung, hohe Kosten

Die klassische dreijährige Berufskraftfahrer-Ausbildung absolviere pro Jahr nur noch eine Handvoll junger Menschen, eher kämen Quereinsteigerinnen und -einsteiger in den Beruf. Eine hohe Hürde stellten die hohen Kosten mit rund 10.000 bis 12.000 Euro für den Führerschein und die Berufskraftfahrerqualifizierung dar. 

Nach den Verdi-Forderungen soll das Gehalt der Busfahrer zweimal um je 8,5 Prozent steigen, die Arbeitgeber böten lediglich zweimal 3,5 Prozent. Außerdem forderte Verdi einen Inflationsausgleich in Höhe von 3.000 Euro für alle Beschäftigten - der LHO bietet die Hälfte - sowie eine Kürzung der geteilten Dienste auf eine maximale Länge von zehn Stunden.

Busfahrpläne in Frankfurt und Wiesbaden gekürzt

Zuletzt hatte Wiesbaden den Busfahrplan ausgedünnt und dies mit Finanzproblemen begründet. Auch Frankfurt kürzte das Angebot - wegen Personalmangels.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen