Getreide im Sonnenlicht

In der Wetterau rechnen sich gleich zwei rechte Parteien Chancen aus: Bei der letzten Kommunalwahl kam die AfD aus dem Stand auf zehn Sitze im Kreistag. In Altenstadt machte ein Ortsvorsteher der NPD Schlagzeilen.

So lebt man hier:

Wer die Wetterau durchquert, dem fallen besonders im Sommer die weiten Felder auf. Die Gegend zwischen Vogelsberg und Taunus ist für gute Böden bekannt, daher auch die Bezeichnung als "Kornkammer Hessens". Doch die Zahl der Felder nimmt ab. An immer mehr Orten planen Politiker neue Wirtschaftszentren.

Die Wetterau ist Heimat von etwa 300.000 Menschen und profitiert wirtschaftlich vom boomenden Rhein-Main-Gebiet. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember bei 4,5 Prozent – trotz Corona.

Doch die Region ist zweigeteilt: Während der Südwesten mit den Kurstädten Bad Vilbel und Bad Nauheim auch durch die Nähe zu Frankfurt wächst, gehören zum Altkreis Büdingen im Nordosten wirtschaftsschwächere und überalterte Kommunen wie Ortenberg oder Nidda.

Die Chancen der Region:

Der Kreis wächst, vor allem durch Zuzug. Besonders junge Familien zieht es raus aus Frankfurt und rein in die weite Wetterau. Die Kreisverwaltung rechnet auch in den kommenden Jahrzehnten mit einem Bevölkerungswachstum und plant die Infrastruktur rund um Schulen und Wohngebiete entsprechend vor.

Jahrzehntelang prägten Pendler die Wetterau, jetzt sollen auch im Kreis mehr Arbeitsplätze entstehen. Die Korn- und Rapsfelder weichen Gewerbegebieten, der Kreis will Technologie- und Logistikunternehmen mit der Nähe zur Autobahn und günstigen Grundstückspreisen locken.

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Das Topthema vor der Wahl:

Immer wichtiger geworden ist zuletzt die Diskussion um jene Gewerbegebiete. Das Logistikzentrum eines großen Handelskonzerns bei Wölfersheim und Logistiklagerflächen bei Hammersbach gefallen nicht jedem und jeder in der Wetterau. Besonders Landwirte wehren sich gemeinsam mit Naturschützern gegen die Pläne, wertvolle Böden zuzubetonieren, die zugleich wichtige Rückzugsgebiete für Pflanzen und Tiere sind.

Das beschäftigt die Menschen noch:

Dass die Wetterau regional sehr unterschiedlich ist, zeigt sich auch an den Themen, die vor der Kommunalwahl diskutiert werden. Während in Bad Vilbel und Bad Nauheim bezahlbarer Wohnraum immer wichtiger wird, kämpfen Nidda, Ortenberg und Büdingen um den Anschluss. Gemeinsam mit sieben weiteren Kommunen aus der östlichen Wetterau sowie Schotten im Vogelsberg bewerben sie sich für die Landesgartenschau 2027.

Im Raum steht auch die Reaktivierung der Horlofftalbahn zwischen Friedberg und Hungen (Gießen).

So ist die politische Ausgangslage im Landkreis:

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Der wirtschaftlich starke Süden liegt bis auf wenige Kommunen traditionell in CDU-Hand. Auch den Posten des Landrats besetzt nach drei SPD-geführten Jahrzehnten seit 2018 CDU-Mann Jan Weckler. Im Kreistag ist die Sitzverteilung zwischen den Koalitionspartnern SPD und CDU nahezu ausgeglichen, der Vorsprung der CDU ist mit 25 zu 23 Sitzen nur noch hauchdünn.

Andere Parteien spielen in der traditionell geprägten Wetterau eine eher untergeordnete Rolle. Allerdings erhielt die NPD jahrelang verhältnismäßig hohe Stimmanteile. Im Kreistag hält die NPD derzeit zwei Sitze, außerdem jeweils rund zehn Prozent in der Stadtverordnetenversammlung von Büdingen und der Gemeindevertretung von Altenstadt.

Bei der letzten Kommunalwahl 2016 kam außerdem die AfD aus dem Stand auf zehn Sitze im Kreistag. Zur Landtagswahl 2018 hatte die AfD im kleinen Hirzenhain mit einem Stimmenanteil von 23,2 Prozent eine hessenweite Hochburg.

Hier könnte es besonders spannend werden:

Abzuwarten bleibt, wie es mit der NPD in Altenstadt weitergeht. 2019 hatte der Ortsbeirat der Waldsiedlung von Altenstadt Schlagzeilen gemacht, weil er mit Stefan Jagsch einen NPD-Mann zum Ortsvorsteher wählte. Druck aus der Landes- und Bundespolitik führte schließlich zu seiner Abwahl. Noch hält die NPD jedoch in einigen Orten Sitze, die nun an die AfD gehen könnten, zum Beispiel auch in Büdingen.

Auch die Themen Klima- und Umweltschutz werden in der Wetterau immer wichtiger. Ob die Grünen davon profitieren, wird der 14. März ebenfalls zeigen. Die Partei spielte bislang eine eher untergeordnete Rolle als Oppositionspartei.

Hier ist die Wahl eine klare Angelegenheit:

Seit Jahren ist der Süden des Kreises in CDU-Hand. Thomas Stöhr in Bad Vilbel und Guido Rahn in Karben haben als Bürgermeister stabile Verhältnisse hinter sich.

Das sind die wichtigsten Köpfe:

  • Die CDU hat sich sehr regional aufgestellt. Landrat Jan Weckler sowie ehemalige und aktuelle Bürgermeister wie Armin Häuser oder Michael Hahn sollen auch bei dieser Wahl Stimmen sichern.
  • Die SPD setzt auf die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionssprecherin Lisa Gnadl sowie den ehemaligen Bürgermeister von Wölfersheim, Rouven Kötter, und die Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch, die bereits Sozial- und Gesundheitsdezernentin des Kreises ist.
  • Bei den Grünen führen Myriam Gellner und Michael Rückl die Liste an, beide sind bereits im Kreistag vertreten. Bislang liegen die Grünen hier bei neun Prozent.
  • Die FDP schickt mit ihrem langjährigen Landtagsabgeordneten und ehemaligem Minister Jörg-Uwe Hahn ein bekanntes Gesicht ins Rennen. Auf Platz eins ihrer Liste haben die Liberalen jedoch den Bundestagsabgeordneten Peter Heidt gewählt.
  • Die Linken setzen unter anderem auf Gabi Faulhaber, die bereits seit zehn Jahren die Kreistagsfraktion anführt, und Viktoria Klaus, die zuletzt für die Piraten angetreten war.
  • Die AfD will wieder mit ihren bisherigen Abgeordneten Michael Kuger und Wilfried Repp in den Kreistag. Auf kommunaler Ebene kandidiert die AfD nur für die Stadtverordnetenversammlungen von Büdingen, Bad Vilbel und Karben.
  • Auch die NPD tritt wieder zur Wahl an. 29 Männer und Frauen haben sich aufgestellt. Darunter ist der stellvertretende Landesvorsitzende der Partei, Daniel Lachmann, der bereits im Kreistag und der Stadtverordnetenversammlung in Büdingen vertreten ist. Stefan Jagsch, der 2019 als Ortsvorsteher in Altenstadt Schlagzeilen machte, ist Nummer zwei auf der Liste.
  • "Die Partei" wird am 14. März zum ersten Mal in der Wetterau zu einer Kommunalwahl antreten. Vier Kandidaten stehen auf der Liste.
  • Die Freien Wähler und die Piratenpartei treten ebenfalls wieder an, damit stehen zur Wahl des Friedberger Kreistages insgesamt zehn Listen zur Auswahl.

Diese Entscheidungen stehen noch an:

In Gedern wird der Bürgermeister gewählt. Guido Kempel (unabhängig) tritt erneut an. Er hat keine Gegenkandidaten.