Vor einer Fläche mit der großen Zahl "2022" sind diverse Elemente angeordnet: Demostrationsschilder mit den Botschaften "Kein Pflicht-Zölibat", "Free Iran", My Body - My Choice", "Letzte Generation" und eine Frau in eine ukrainische Flagge gehüllt mit einem weiß-blau-gelb-farbenen Blumenkranz im Haar, die kräftig ruft.

Der Krieg in der Ukraine löst eine Welle der Hilfsbereitschaft aus, die katholische Kirche ringt um Reformen und für die Lage der Frauen im Iran gehen Tausende auf die Straße. Ein Rückblick auf gesellschaftliche Themen im Jahr 2022 in Hessen.

Am 24. Februar 2022 beginnt Russland einen Krieg gegen die Ukraine. Solidarität und Hilfe, Flüchtlinge und Energiekrise sind die Folgen und somit einige der großen gesellschaftlichen Themen, die die Menschen in Hessen 2022 beschäftigen. Für die Katholische Kirche soll es ein Jahr der Reformen werden - doch das gelingt nur in Ansätzen. Zum Jahresende wird die Lage in den Krankenhäusern dramatisch.

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Die wichtigsten Nachrichten 2022 aus den Ressorts Politik, Wirtschaft, Kultur und Panorama lesen Sie in gesonderten Rückblicken.

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Januar

12. Januar: Um Pandemien künftig schneller und zielgerichteter zu bekämpfen, gründet Hessen ein Landesamt für Gesundheit. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis soll es zur zentralen Instanz in Gesundheitsfragen werden. Im Dezember 2022 beschließt der Landtag das entsprechende Gesetz, am 1. Januar 2023 geht das Landesamt an den Start.

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Jahresrückblick 2022: Januar bis März

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28. Januar: 100 queere Mitarbeitende der katholischen Kirche haben ihr gemeinsames Coming-out in der ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf". Auch Mitwirkende aus Hessen sind dabei - ihre Hoffnung auf Veränderung ist größer als die Angst um ihren Job.

Bildkombination aus drei den Protagonisten des Beitrags.

31. Januar: Die Omikron-Welle erfasst Hessen mit Wucht, und immer mehr Menschen melden sich krank. Damit die kritische Infrastruktur einsatzfähig bleibt, werden in bestimmten Bereichen Zwölf-Stunden-Arbeitstage und Sonntagsarbeit erlaubt.

Februar

3. bis 5. Februar: In Frankfurt debattiert die katholische Kirche auf ihrem "Synodalen Weg" über grundlegende Reformen. Der Limburger Bischof Georg Bätzing ist für eine Lockerung des Zölibats. Die Versammlung spricht sich auch für eine neue Sexualmoral und die Segnung homosexueller Paare aus. Doch sogleich kommen kritische Worte aus dem Vatikan.

Bischof Georg Bätzing spricht während einer Pressekonferenz.

5. Februar: Vor dem Hintergrund der aufziehenden Ukraine-Krise schicken die USA tausende Soldaten nach Europa. Anfang Februar treffen die ersten von ihnen in Wiesbaden ein.

24. Februar: Russland überfällt die Ukraine, und wenig später starten in Hessen erste Hilfstransporte. Die Hilfsbereitschaft ist enorm, die Kommunen bereiten sich auf die ankommenden Flüchtlinge vor. Kann es ein Zuviel an Hilfe geben? Tatsächlich muss an manchen Stellen das Engagement gebremst werden.

Menschen aus der Ukraine kommen am Grenzübergang in Medyka im Südosten Polens an. (AP)

März

9. März: Freunde des hessischen Nationalgetränks wussten schon immer, dass Apfelwein ein ganz besonderer Saft ist. Nun ist es amtlich: Der Apfelwein und sein Handwerk haben es in die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland geschafft.

Hände halten einen "Apfelwein-Bembel" und gießen eine hellgelbe Flüssigkeit in viele Gläser.

13. März: Mehr als 11.000 Menschen demonstrieren in Frankfurt gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ein breites Bündnis rief zu der Kundgebung auf. Auch in Hessen treffen unterdessen immer mehr ukrainische Kriegsflüchtlinge ein, die Kommunen richten Notunterkünfte unter anderem in Turnhallen ein.

25. März: Fridays for Future ruft, und Tausende kommen. Dem weltweiten Aufruf zu Demonstrationen für den Klimaschutz folgen auch in Frankfurt, Gießen und Kassel tausende meist junge Leute.

29. März: Zum ersten Mal wird in Hanau der Hamza-Kurtović-Preis verliehen. Der Preis ist benannt nach einem der Ermordeten des rassistischen Anschlags von Hanau. Mit der Auszeichung werden künftig Menschen geehrt, die sich gegen Rassismus engagieren.

Kurtovic

April

11. bis 26. April: Tagelang protestieren Aktivisten der "Letzten Generation" in Frankfurt mit Verkehrsblockaden gegen Investitionen in Öl und Gas. Die Polizei zählt schon an Tag vier 70 festgeklebte Körperteile, mehr als 200 Festnahmen - und vier unbeteiligte Verletzte. Am Ende gibt es mehr als 140 Strafverfahren.

18. April: Ostermärsche für den Frieden im Zeichen eines Krieges in Europa - 2022 kommen mehr Menschen zu den Kundgebungen als in den Jahren zuvor.

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Jahresrückblick 2022: April bis Juni

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20. April: Wegen Terrorverdachts wird die Journalistin Marlene Förster aus Darmstadt im Irak festgenommen. Tagelang ist sie verschwunden, ihre Familie in großer Sorge. Rund einen Monat später wird Förster überraschend freigelassen und nach Deutschland abgeschoben. Die 29-Jährige hatte im Nordirak zur Lage der jesidischen Minderheit recherchiert.

Marlene Förster bei der Arbeit im nordirakischen Lalesh

Mai

6. Mai: Sanierung oder Neubau? Für die Klinik in Weilburg ist die Entscheidung gefallen. Für 110 Millionen Euro wird das Kreiskrankenhaus in Weilburg neu gebaut. Der Plan: Der Neubau entsteht auf der Parkfläche vor der jetzigen Klinik, und sobald der Neubau steht, wird die alte Klinik abgerissen.

9. Mai: Hessen überschreitet die Marke von 10.000 Corona-Toten. Seit Pandemiebeginn im März 2020 sind im Durchschnitt 13 Menschen pro Tag an oder mit Corona gestorben - mehr als fünf Prozent der rund 200 Menschen, die statistisch an einem Tag in Hessen sterben (Durchschnittswert 2021).

Sehr viele Grablichter stehen im Raster auf einem städtischen Boden. Die meisten leuchten, einige wenige nicht. Dazwischen eine Person, die in der Hocke sitzend ein Grablicht anzuündet.

16. Mai: Es ist ein Mammutprojekt der Statistikämter: Für den Zensus sollen bundesweit Millionen Menschen zu ihrer Wohnsituation befragt werden. Auch hunderttausende Hessinnen und Hessen sind dafür zufällig ausgewählt worden und müssen Auskunft geben.

Juni

1. Juni: Im Rechtsstreit mit dem türkischen Moscheeverband Ditib um den gestoppten islamischen Religionsunterricht erleidet das Land Hessen eine Niederlage vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof. Das Land durfte demnach den sogenannten bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht in Kooperation mit Ditib im Jahr 2020 nicht aussetzen. Mit Beginn des neuen Schuljahrs Anfang September wird der Unterricht wieder in dieser Form erteilt.

9. Juni: Nach dem Tod des Leiters des Priesterseminars, Christof May, herrscht im Bistum Limburg "Bestürzung und Fassungslosigkeit". Einen Tag zuvor stellte ihn Bischof Bätzing wegen "Vorwürfen übergriffigen Verhaltens" von allen Ämtern frei. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Suizid aus.

Christof May und das Schild "Priesterseminar"

21. Juni: "Herr" oder "Frau" als Optionen beim Bahnticketkauf, das reicht nicht. Die Deutsche Bahn muss ihre Fahrkarten künftig Gender-neutral verkaufen, so urteilt das Oberlandesgericht Frankfurt.

24. Juni: Kristina Hänel hat jahrelang für die Abschaffung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche gekämpft. Mit dem Beschluss des Bundestags hat dieser Kampf ein Ende - der Paragraf 219a ist abgeschafft. Auf der Besuchertribüne gibt es an diesem Tag Applaus für die Gießener Ärztin.

Kristina Hänel steht vor einem Transparent vor dem Zivilgerichtsgebäude in Hamburg

Juli

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Jahresrückblick 2022: Juli bis September 

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6. Juli: Immer mehr Menschen in Hessen sind arm. Das geht aus dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands hervor. Die Tafeln in Hessen schlagen seit Monaten Alarm. Einige der Tafeln nehmen keine neuen Kunden mehr auf - es gibt zu viele Bedürftige und zu wenige Lebensmittelspenden.

13. bis 16. Juli: Der Christopher Street Day in Frankfurt ist eine bunte Feier der Vielfalt und der Gleichberechtigung. Doch in diesem Jahr gibt es vorher Übergriffe auf queere Menschen. So startet der CSD mit strengen Sicherheitsvorkehrungen. Zur großen Parade kommen deutlich mehr Besucherinnen und Besucher als erwartet.

Impressionen vom Demozug des CSD in Frankfurt

27. Juli: Die Warnung vor der Corona-Sommerwelle wird früh ausgesprochen, doch Ende Juli sind die Kliniken wieder am Limit. Hohe Ansteckungszahlen, erkranktes Personal: Die Kliniken in Hessen geraten in der Corona-Sommerwelle in Nöte. Die Zahl der schweren Verläufe auf Normalstationen nimmt zu. Die steigende Zahl der Corona-Fälle in den Krankenhäusern hat Auswirkungen auf andere Stationen.

August

3. August: Die Kindeswohlgefährdungen in Hessen sind auf einem neuem Höchststand. Mehr als 5.000 Fälle meldet das Statistische Bundesamt. Das sind so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 2012. Ein Grund für den Anstieg könnte die Corona-Pandemie sein.

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Jahresrückblick 2022: Juli bis September 

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26. August: Panne an der Goethe-Uni in Frankfurt: Versehentlich sagt die Hochschule weitaus mehr Studienplätze für Medizin und Zahnmedizin zu, als sie überhaupt anbieten kann. Betroffen sind knapp 300 Bewerber, deren Zusagen widerrufen werden. Im Oktober bekommen sie doch noch Studienplätze in Frankfurt oder an anderen Unis angeboten. Sechs Betroffene klagen gegen die bundesweit koordinierte Lösung.

Das Schild an der Frankfurter Goethe-Uni weist den Eingang.

September

8. bis 10. September: Die Synodalversammlung der deutschen Katholiken tagt zum vierten Mal in Frankfurt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof, Georg Bätzing, drängt auf eine Erneuerung der Kirche. Doch ein grundlegender Text zur kirchlichen Sexualmoral scheitert - nur 33 Bischöfe stimmen dafür. Für die Neubewertung der Homosexualität und eine stärkere Rolle für Frauen gibt es dagegen Mehrheiten. Ein Scheitern des Synodalen Weges kann vermieden werden, doch der Graben zwischen Kirchenvolk und Bischöfen ist deutlich.  

13. September: Der neue Omikron-Booster ist da. In hessischen Praxen und Impfzentren wird mit dem angepassten Impfstoff geimpft.

23. September: Tausende Teilnehmer gehen bei Demos von Fridays for Future für den Klimaschutz in ganz Hessen auf die Straße. Sie fordern unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien - und das Thema Energie war selten aktueller als in diesen Tagen.

23. September: Wie kann man in Zeiten der Krise Energie sparen? Diese Frage stellen sich auch hessische Kommunen - und jede hat dafür eine andere Lösung. Für Krankenhäuser könnte die Energiekrise zur finanziellen Zerreißprobe werden, soziale Einrichtungen stehen vor dem Kollaps.

Ein Stromstecker liegt auf Geldscheinen.

27. September: In Hessen leben so viele Menschen wie noch nie. 6,37 Millionen Menschen zählt das Statistische Bundesamt. Dass Hessen so schnell zugelegt hat, liegt vor allem am Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine.

Oktober

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Jahresrückblick 2022: Oktober bis Dezember

hessenschau vom 29.12.2022
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1. Oktober: Mit Beginn der Proteste im Iran solidarisieren sich viele Menschen in Hessen mit der iranischen Bevölkerung. Ausdruck findet das unter anderem in einer Demonstration in Frankfurt, bei der rund 2.800 Menschen auf die Straße gehen.

Menschen recken ihre Fäuste vor einem Plakat mit der Aufschrift "Freedom for Iran".

4. Oktober: Die Nachfrage nach Booster-Impfungen steigt. Während die Lage in den Altenheimen entspannt ist, bringt der Corona-Herbst die Krankenhäuser an ihre Grenzen. In der Inneren Medizin kommt es im Oktober fast flächendeckend zu Versorgungsengpässen.

5. Oktober: Hessen Forst zieht Bilanz und meldet einen Negativrekord. 260-mal hat es in diesem Jahr in hessischen Wäldern gebrannt. Begünstigt wurden die Feuer durch den heißen und trockenen Sommer. Eine Fläche von 130 Hektar wurde dabei beschädigt.

Feuer im Wald von Viernheim

20. Oktober: Eine Studie bringt es an den Tag: Im kommenden Jahr fehlen zigtausende Kita-Plätze. Vor allem für die Betreuung von Kindern im Alter unter drei Jahren übersteigt der Bedarf deutlich das Angebot.

22. Oktober: Mehrere tausend Menschen folgen dem Aufruf von Sozial- und Umweltverbänden und demonstrieren unter dem Motto "Solidarischer Herbst" in Frankfurt für einen sozialeren Umgang mit der Energie- und Klimakrise.

November

18. November: Kinderstationen in Krankenhäusern schlagen Alarm. Infektionen mit dem RS-Virus lassen die Zahl der kleinen Patienten mit Atemwegsinfekten stark steigen. Bei gleichzeitigem Personalmangel kommen Kliniken an ihre Grenzen.

Ein Kleinkind liegt mit Schnuller, Atemschlauch und Stofftier im Bett. Zwei Frauen mit Masken beugen sich zu ihm.

23. November: In Hessen müssen sich Menschen nach einem positiven Coronatest nicht mehr in Isolation begeben. Das Land lockert damit die Quarantänevorgaben deutlich.

Dezember

18. Dezember: Ein Obdachloser erfriert in Frankfurt auf einem Supermarkt-Parkplatz. Stadt und Sozialdienste reagieren bestürzt und bitten die Bevölkerung um Mithilfe, um im Notfall schneller reagieren zu können.

18. Dezember: Wenn die Krankheitswelle auf Erzieherinnenmangel trifft, bleibt das nicht ohne Folgen. Viele Kitas müssen auf Notbetrieb umstellen.

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